Berichtet wird über einen 68-jährigen Patienten mit seit 3 Monaten bestehenden unterschiedlich
starken Hämoptysen, der zusätzlich über Belastungsluftnot und hustenabhängige Brustschmerzen
klagt. Gewichtsverlust und Fieber werden verneint. Als Zimmermann hatte der Patient
langjährigen Asbestkontakt, er war bis 1980 Raucher und bis 1997 alkoholabhängig.
Die Mutter starb an einem Leberzellkarzinom.
Klinisch fallen bei dem blassen, adipösen Patienten (BMI 40) weder Paraneoplasien,
noch kardiopulmonale Insuffizienzzeichen auf. Rechts supraclavikulär ist ein indolenter
Halslymphknoten palpabel. Die klinische Untersuchung der Lunge ist nicht richtungsweisend.
Pathologisch sind hypochrome Anämie und ein erhöhter ANA-Titer, die Gerinnung ist
regelrecht. Nativradiologisch zeigt sich eine diffuse interstitielle Zeichnungsvermehrung,
im CT imponieren z.T. Milchglasmuster, z.T. rundlich begrenzte Verschattungen ohne
suspekte Lymphknotenvergrößerungen hilär und mediastinal. Sonographisch und im Oberbauch-CT
werden Befunde einer Leberzirrhose erhoben. Bronchoskopisch makroskopisch ist eine
Blutungsquelle nicht zu lokalisieren, die Spülmaterialien aus allen Lungenlappen erweisen
sich als malignomunverdächtig.
Unter der Verdachtsdiagnose eines autoimmunologischen Geschehens wird eine systemische
Steroidtherapie mit 100mg Prednisolon/die begonnen, worauf sich die Beschwerdesymptomatik
(Dyspnoe, Intensität der Blutungen) kurzzeitig bessert. Im weiteren Verlauf kommt
es dann aber zu einer dramatischen Verschlechterung mit führender Ateminsuffizienz,
der Patient verstirbt unter dem Bild eines Multiorganversagens. Die Obduktion erbringt
pulmonal die Diagnose eines primär pulmonalen Angiosarkoms (eine Rarität pulmonaler
Malignome), darüber hinaus wird ein Leberzellkarzinom auf dem Boden einer Leberzirrhose
diagnostiziert.