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DOI: 10.1055/s-2008-1073869
Progrediente osteoblastische Herde bei sonstigem Tumorregress unter Chemotherapie des kleinzelligen Bronchialkarzinoms (SCLC): Tumorprogress oder Heilungsreaktion?
Ziele: Bei der chemotherapeutischen Behandlung von kleinzelligen Bronchialkarzinomen werden computertomographisch neu abgrenzbare bzw. progrediente ossäre Skleroseherde üblicherwese als fortschreitende Metastasierung gewertet, auch wenn die übrigen Tumormanifestationen ein Therapieansprechen aufweisen. Ziel dieser retrospektiven Studie war die systematische Analyse dieser osteoblastischen Veränderungen sowie die Differenzierung von Tumorprogress und Heilungsreaktion anhand von CT-Verlaufskontrollen. Methode: Es wurden retrospektiv 85 Patienten in der Erstlinien-Therapie eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Untersuchungszeitraum Januar 2005 bis Juli 2007 eingeschlossen. Auswahlkriterien waren neben der histologischen Sicherung das Vorliegen mindestens einer CT-Verlaufskontrolle. Die Auswertung erfolgte durch zwei Radiologen. Bei neu aufgetretenen oder progredienten ossären Skleroseherden wurden Zielläsionen definiert und deren mittlere CT-Dichte in Hounsfield-Einheiten (HE) gemessen. Der klinische Verlauf wurde durch den behandelnden Onkologen unter Berücksichtigung des Tumormarkers NSE bewertet. Ergebnis: Bei 22 der 85 Patienten (25,9%) waren im Untersuchungszeitraum ossäre Metastasen in der CT abgrenzbar, davon in 9 Fällen erst neu unter Therapie. Bei 13 Patienten mit ossären Metastasen (59,1%) zeigte sich im CT-Verlauf eine scheinbare Divergenz mit neu abgrenzbaren bzw. zunehmend sklerosierenden ossären Metastasen bei gleichzeitiger Regredienz der übrigen Tumormanifestationen. Die CT-Dichtewerte der Zielläsionen stiegen dabei im Mittel um 242 (+-132) HE. Alle diese Patienten mit scheinbar divergentem Verlauf zeigten eine deutliche Verbesserung des klinischen Status; bei 10 von 11 Patienten mit initial erhöhtem Tumormarker NSE war gleichzeitig ein eindeutiger Abfall feststellbar. Dies spricht in Zusammenschau für eine osteosklerotische Heilungsreaktion zuvor okkulter Metastasen („osteoblastic response“). Schlussfolgerung: Bei der Chemotherapie kleinzelliger Bronichialkarzinome ist oft eine scheinbar divergente Entwicklung mit CT-morphologisch neu abgrenzbaren bzw. progredienten osteoblastischen Herden bei ansonsten regredienter Tumormanifestation zu beobachten. Sie kann als osteosklerotische Heilungsreaktion zuvor okkulter Metastasen gewertet werden und sollte nicht zum vorzeitigen Wechsel des Therapieregimes führen.
Korrespondierender Autor: Hahn S
Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hufelandstraße 55, 45147 Essen
E-Mail: hahn.steffen@gmx.de
SCLC - ossäre Metastasen - Erstlinien-Therapie - osteoblastic response