Rofo 2008; 180 - VO_414_5
DOI: 10.1055/s-2008-1073864

Nicht-kalzifizierte Koronarplaques in der CTA: Bessere Prädiktoren myokardialer Ischämie als Calcium Score und Stenosegrad

RW Bauer 1, C Thilo 2, SA Chiaramida 2, P Costello 2, T Vogl 1, UJ Schoepf 2
  • 1Uniklinik Frankfurt, Radiologie, Frankfurt
  • 2Charleston

Ziele: Der Zusammenhang zwischen dem quantitativen Ausmaß kalzifizierter und nicht-kalzifizierter koronararteriosklerotischer Plaques und deren Stenosegrad in der 64-Zeilen CT-Angiographie (cCTA) und Perfusionsausfällen in der myokardialen Perfusionsbildgebung (MPI) wurden untersucht. Methode: Bei 75 Patienten (31m, mittleres Alter 56,6±14,3J) mit suspekter oder bekannter Koronarer Herzkrankheit (KHK) wurde eine retrospektiv EKG-synchronisierte 64-Zeilen-cCTA und eine EKG-synchronisierte 99mTc-Stress-SPECT durchgeführt. Die cCTA wurde von zwei, gegenüber den MPI-Ergebnissen geblindeten Untersuchern hinsichtlich arteriosklerotischer Plaques untersucht. Der Stenosegrad detektierter Läsionen (<50%, >50%, >70%) wurde im Konsensus beurteilt. Die qualitative (kalzifiziert, nicht-kalzifiziert, gemischt) und quantitative (Calcium Score, Plaque-Volumen) Analyse detektierter Plaques erfolgte mittels einer automatisierten Software (TeraRecon). Die SPECT-Untersuchungen wurden in Ruhe und nach Belastung auf Perfusionsdefizite (PD) analysiert. Alle Daten wurden auf Patienten- und Gefäßebene (RCA, LM, LAD, LCX) analysiert. Ergebnis: In der cCTA wurden in 298 Koronarien insgesamt 58 rein nicht-kalzifizierte und 285 kalzifizierte Plaques – davon 60 in gemischten Plaques – detektiert. 46 Stenosen wurden ≥50% graduiert, davon 18 ≥70%. In der MPI zeigten 39 (13%) Gefäße bei 26 Patienten einen PD (19 reversibel, 20 fixiert) in ihren myokardialen Versorgungsgebieten. Sensitivität, Spezifität, PPV und NPV, einen PD in der MPI anhand eines Stenosegrades in der cCTA von ≥50% (≥70%) zu detektieren, betrugen 18% (28%), 98% (91%), 54% (31%) und 89% (89%). Es fand sich weder ein signifikanter Unterschied beim Agatston (118.0±267.0 vs. 51.7±156.8; p=0.22), noch beim Calcium Volume Score (96.2±210.0 vs. 43.4±125.6; p=0.21) zwischen Gefäßen mit und solchen ohne PD. Gefäße mit hatten gegenüber solchen ohne PD eine signifikant höhere Last an nicht-kalzifizierten Plaques als solche ohne (45.3±76.5mm3 vs. 19.7±58.4mm3; p=0.028). Gefäße mit einem Gesamtvolumen nicht-kalzifizierter Plaques von >100mm3 hatten signifikant mehr PD (34.8%) als solche mit 0mm3 (10.3%; p=0.005) oder 1–100mm3 (11.4%; p=0.026). Schlussfolgerung: Das Ausmaß nicht-kalzifizierter Plaques als Marker aktiver Koronaratherosklerose ist zur Abschätzung myokardialer Ischämie in der Stress-SPECT besser geeignet als Calcium Score-Verfahren und Stenosegrad. Prospektive Studien müssen die klinische Relevanz dieser Ergebnisse für die Risikostratifizierung der KHK zeigen.

Korrespondierender Autor: Bauer RW

Uniklinik Frankfurt, Radiologie, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt

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