Rofo 2008; 180 - RK_219_2
DOI: 10.1055/s-2008-1073276

Rheumatoide Arthritis: Röntgen- und Ultraschalldiagnostik

F Kainberger 1, P Peloschek 1, C Schüller-Weidekamm 1, A Valentinitsch 1
  • 1Univ.-Klinik f. Radiodiagnostik, Abt. für Neuroradiologie und muskuloskeletale Radiologie, Wien

Die Indikationen zur Bildgebung bei Rheumatoider Arthritis (RA) unterliegen heute einem Wandel: bei der Primärdiagnostik steht die Früherkennung mittels Sonographie und MRT im Vordergrund, Für Therapieverläufe ist die Projektionsradiographie anerkannt, die Knochendichtemessung mit DXA gewinnt bei der arthritis-assoziierten Osteoporose vermehrt an Bedeutung.

Für die Untersuchung gelten projektionsradiographische „Programme“ (nach Freyschmidt), wobei die Aufnahmetechnik stark von Vorgaben in multizentrischen Studien beeinflusst wird. Standards im Ultraschall orientieren sich nach Richtlinien der European Society of Musculoskeletal Radiology (www.essr.org).

Für die Bildinterpretation wird eine auf anatomischen Verteilungsmustern (patterns) aufbauende Systematik verwendet: (1) Der Nachweis und die Quantifizierung synovialer Verdickungen und Ergüsse von Gelenken, Bursen und Sehnenscheiden beruht vor allem auf Volumenbestimmungen und der charakteristischen Konfiguration bzw. Begrenzung von Schwellungen. (2) Die Erfassung der vermehrten Vaskularisation als frühes Stadium der rheumatischen Entzündungskaskade geschieht mit sensitiven doppler-sonographischen Techniken. (3) Bei Knorpelschäden mit Gelenkspaltverschmälerungen sowie Veränderungen des subchondralen Knochens in Form von Erosionen oder als rheumatische Ostitis (früher gelenknahe Osteoporose genannt) ist die MRT überlegen. (4) Kapsuloligamentäre Insuffizienzen sind am Atlantodentalgelenk typisch und peripher mit hochauflösenden US-Techniken nicht nur an großen Gelenken wie der Schulter zunehmend darstellbar. Die Differentialdiagnose beinhaltet insbesondere die zweithäufigsten Spondylarthropathien. Weitere, nicht durch Autoimmunphänomene hervorgerufene Synovitiden sind aktivierte Arthrosen, Kristallarthropathien, posttraumatische Synovitiden, Infektionen (heute typisch nach Therapie mit monoklonalen Antikörpern) und seltene andere Formen wie neurogene Arthropathien.

Für die Quantifizierung sind vollautomatische computerassistierte Diagnosesysteme (CAD) im Entwicklungsstadium. Durch damit umfassendere und präzisere Verlaufsbeurteilungen kann die visuelle Bildanalyse ergänzt werden.

Lernziele:

Indikationsstellung auf der Basis publizierter Zuweisungskriterien und Empfehlungen kennen

Standards zu Untersuchungstechniken als Basis präziser Verlaufskontrollen diskutieren

Systematische Bildauswertung als Basis der Primärdiagnostik und zur Entwicklung muskuloskeletaler CAD-Verfahren

Korrespondierender Autor: Kainberger F

Univ.-Klinik f. Radiodiagnostik, Abt. für Neuroradiologie und muskuloskeletale Radiologie, Währinger Gürtel 18–20, A-1090, Wien

E-Mail: franz.kainberger@meduniwien.ac.at