Psychother Psychosom Med Psychol 2009; 59(5): 204-208
DOI: 10.1055/s-2008-1067577
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sind vergessene Träume verdrängt worden? Ein experimenteller Zugang zur Freudschen Traumlehre

Does Repression Explain the Forgetting of Dreams? An Experimental Approach to Freud's Theory of DreamsThomas  Köhler1 , Jörg  Peretzki1
  • 1Psychologisches Institut III der Universität Hamburg
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Publikationsverlauf

eingereicht 9. März 2008

akzeptiert 11. Sept. 2008

Publikationsdatum:
04. November 2008 (online)

Zusammenfassung

Es wurde experimentell überprüft, ob sich Vergessen von Traummaterial auf Verdrängung zurückführen lässt. Unter dieser Annahme wäre zu erwarten, dass freie Assoziationen, die von später vergessenen Traumelementen ausgehen, wachsenden Widerstand hervorrufen. Dazu zeichneten Versuchspersonen nach Erwachen ihre Träume auf; später wurde getestet, welche Stücke sie als Elemente ihrer eigenen Träume erkannten. Danach assoziierten sie zu 5 wiedererkannten und zu 5 nicht mehr als eigene Produktionen identifizierten Traumelementen. Registriert wurde die Hautleitfähigkeitsreaktion (SCR) während der Assoziationsvorgänge, zudem die dabei empfundene Unlust. In Einklang mit Freud's Annahme, Vergessen von Träumen sei ein Verdrängungseffekt, wurde gezeigt: Verglichen mit wiedererkannten Elementen riefen nicht wiedererkannte Traumstücke Assoziationen hervor, die von größerer SCR begleitet waren; unter der zweiten Bedingung wurde häufiger Anstieg psychophysiologischer Erregung im Laufe des Assoziierens beobachtet.

Abstract

An experiment was carried out to test whether forgetting of dream material is due to repression. Under this assumption one would expect that free associations starting from forgotten elements encounter successively growing resistance. Subjects brought along notes of dreams and were later tested for recognition of short sequences of their dreams. In addition, they produced free associations to 5 elements they had remembered and to 5 elements not identified in the recognition test. Skin conductance responses (SCR) and perceived unpleasantness were recorded. The main results were: In comparison to recognized dream material, unrecognized elements elicited associations accompanied by greater psychophysiologic activation. During associations to the latter stimuli, increase of SCR was more frequent. Our findings are in line with Freud's assumption that forgetting of dreams is an effect of repression.

Literatur

  • 1 Freud S. Die Traumdeutung. Gesammelte Werke Band II / III. Frankfurt / Main; Fischer 1900
  • 2 Köhler T. Das Werk Sigmund Freuds. Lengerich; Pabst Science Publishers 2000
  • 3 Köhler T, Borchers H. Die Traumdeutung als via regia zum Unbewussten? – Eine experimentalpsychologische Überprüfung.  Psychotherapie – Psychosomatik – Medizinische Psychologie. 1995;  45 261-265
  • 4 Köhler T, Borchers H. Experimentalpsychologische Überprüfungen der Freudschen Traumlehre – Replikation und Ausweitung einer früheren Studie.  Psychotherapie – Psychosomatik – Medizinische Psychologie. 1996;  46 419-422
  • 5 Köhler T, Prinzleve M. Is forgetting of dreams due to repression? Experimental investigations using free associations.  Swiss Journal of Psychology. 2007;  66 33-40

Prof. Dr. Dr. Thomas Köhler

Psychologisches Institut III der Universität Hamburg

Von-Melle-Park 5

20146 Hamburg

eMail: thomas.koehler@uni-hamburg.de