Aktuelle Urol 1981; 12(2): 64-68
DOI: 10.1055/s-2008-1062885
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Häufigkeit, Ursachen und Bedeutung des Refluxes bei Niereninsuffizienz und nach Nierentransplantation

Incidence, Causes and Significance of Reflux in Patients with Terminal Renal Failure and after Renal TransplantationK. Dreikorn, R. Horsch, W. Rößler, H. Palmtag, P. Kohl, E. W. Rauterberg
  • Urologische Abteilung des Chirurgischen Zentrums (Direktor: Prof. Dr. med. L. Röhl) und Institut für Immunologie und Serologie (Direktor: Prof. Dr. med. K. O. Rother) der Universität Heidelberg
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Publication Date:
25 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 223 potentiellen Transplantatempfängern und 127 Patienten mit funktionierendem Transplantat wurden miktions-zysto-urethrographische Untersuchungen durchgeführt und die Ergebnisse mit den Angaben anderer Autoren verglichen und diskutiert.

10-30% (im eigenen Krankengut 20,2%) aller niereninsuffizienten Patienten weisen einen Reflux in die Eigennieren auf. Der Reflux ist bei einem Teil der Patienten als primärer Reflux anzusehen, der die Ursache der terminalen Niereninsuffizienz darstellen kann (Refluxnephropathie, chronische Pyelonephritis). Ein Reflux in die Eigennieren ist jedoch auch bei Patienten zu beobachten, bei denen die Niereninsuffizienz nicht auf den Reflux per se zurückgeführt werden kann (z. B. bei chronischer Glomerulonephritis und anderen Grunderkrankungen). Als Entstehungsmechanismus des Refluxes kommt bei diesen Patienten in erster Linie eine urämiebedingte neuromuskuläre Schädigung der Detrusor-, eventuell der Uretermuskulatur in Betracht.

Für den Reflux in das Transplantat (Häufigkeit 10%-44%, im eigenen Krankengut 34%) sind neben operationstechnischen Aspekten in erster Linie immunologisch ausgelöste Veränderungen im Bereiche des Transplantat-Ureters verantwortlich, die im Rahmen von Abstoßungsreaktionen, parallelgehend mit Veränderungen im Nierenparenchym, ablaufen. Wie die eigenen Untersuchungen erstmals zeigen konnten, korreliert die Refluxhäufigkeit mit der Anzahl der Abstoßungsreaktionen. Für die Transplantatprognose ist jedoch weniger der Reflux per se als die Häufigkeit und der Schweregrad der Abstoßungsreaktionen entscheidend.

Abstract

The incidence of reflux was determined in 223 potential renal transplant candidates and 127 patients with functioning grafts. The possible etiology of reflux in terminal renal failure and the pathogenesis and significance of reflux after renal transplantation is discussed and compared to the findings in the literature. Reflux into the diseased kidneys can be demonstrated in 10-30% (20,2% in the own material) of the patients with terminal renal failure. Reflux can be regarded as primary in patients with terminal renal failure due to chronic pyelonephritis (refluxnephropathy). Reflux, however, can also be demonstrated in some patients with chronic glomerulonephritis and other diseases. In these patients reflux is probably caused by a neuromuscular alteration of the detrusor or even ureteric musculature subsequent to uremia. Reflux into the transplant (frequency 10%-44%, 34% in own material) seems primarily to be a consequence of immunologically induced alterations of the transplant ureter ocurring together with rejection in the kidney. As could be demonstrated for the first time, the incidence of reflux correlates well with the number of rejection crises. Graft prognosis, however, rather is determined by the frequency and severity of the rejection episodes than by the reflux itself.

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