Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2008; 3(1): 26
DOI: 10.1055/s-2008-1062673
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Anatomie: Dickdarm - „Das dicke Ende kommt zuletzt.”

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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Der Dickdarm (Intestinum crassum) ist der letzte Teil des Verdauungstraktes und Teil des Darms, der nach dem Dünndarm beginnt und mit dem Rektum endet.

Aufbau, Funktion und Milieu

Zum Dickdarm gehören:

  • Blinddarm (Intestinum Caecum, Zäkum) - der meist vollständig mit Bauchfell bedeckte Anfangsteil des Dickdarms, in der der Dünndarm an der

  • Bauhin-Klappe (Valva ileocaecalis) einmündet. Diese verhindert bei Dehnung des Blinddarms ventilartig das Zurückfließen von Dickdarminhalt in den Dünndarm. Am unteren Ende des Blinddarms befindet sich der

  • Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) - fälschlich oft „Blinddarm” genannt. An den eigentlichen Blinddarm (s. o.) schließt sich der

  • Enddarm an, wiederum bestehend aus: Kolon (Colon ascendens [aufsteigender Teil], Colon transversum [querverlaufender Teil], Colon descendens [absteigender Teil], Colon sigmoideum [S-förmig verlaufender Teil]). Es folgt der

  • Mastdarm (Rectum).

Der äußere Schließmuskel am Ende des Darmes (Anus) ist nicht mehr Teil des Dickdarms.

Aufbau

Der Dickdarm besteht größtenteils aus lymphatischem Gewebe. Er hat einen Durchmesser von etwa sechs Zentimetern, ist ungefähr 1,5 m lang und besitzt keine Zotten, sondern vergrößert seine Oberfläche durch schleimhautbedeckte Epithelgruben (Krypten). Der Wandaufbau des Darmtraktes ist gekennzeichnet durch Mukosa, Submukosa, Muscularis und Serosa.

Die [Abb. 1] zeigt die einzelnen Abschnitte des Kolon mit den morphologischen Charakteristika des Dickdarms: Haustren (halbkugelige Ausbuchtungen), Taenien (bandartige Längsstreifen von Muskelfasern) und Appendices omentales (kleine fettgefüllte Ausstülpungen der Serosa).

Abb. 1 Rectum in situ. Frontalschnitt, weibliches Becken, Ansicht von ventral. Quelle: [1]

Die Durchmischung und der Transport des Darminhaltes werden durch die kräftige Ringmuskulatur und die drei Bänder (Taenie) gewährleistet. Innen ist der Darm mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die reichlich Zellen zur Schleimproduktion enthält. Damit einerseits die Beweglichkeit, aber gleichzeitig auch eine gewisse Stabilität des Darmes gesichert ist, sind einige Abschnitte sehr gut am Körper fixiert und andere hängen frei an speziellen Aufhängebändern (Mesocolon), in denen sich auch die Blutgefäße und Nerven befinden.

Colon ascendens und Colon descendens liegen retroperitoneal und haben daher (im Unterschied zu Colon sigmoideum und Colon transversum) kein Mesocolon mehr, tragen also nur an ihrer Vorderseite eine Peritonealbedeckung.

Das kolorektale Karzinom ist häufig am rektosigmoidalen Übergang oder im Rectum lokalisiert, also aboral der linken Kolonflexur.

Funktionen

  • Sekretion von Schleim für die bessere Gleitfähigkeit des Stuhls

  • Rückresorption von Wasser (bis zu 9 Liter pro Tag)

  • Resorption von Elektrolyten ins Blut

  • Abwehr von Bakterien

Im Dickdarm wird der Stuhl durch Wasserentzug eingedickt, im Mastdarm wird er gespeichert, damit später eine kontrollierte Ausscheidung stattfinden kann. Über den Stuhl werden unverdauliche Nahrungsbestandteile, Darmbakterien und abgestorbene Schleimhautzellen ausgeschieden.

Milieu

Der pH-Wert im Dickdarm steigt in aboraler Richtung, wird also durch Neutralisierung der Magensäure basischer. Er beträgt im vorderen Abschnitt 5,5, im mittleren Bereich über 6,2 und im Endabschnitt 6,8.

  • 1 Schünke M. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Hals und innere Organe. Stuttgart: Thieme 2005 Abb. Markus Voll, Karl Wesker
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