Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S9
DOI: 10.1055/s-2008-1061515

Peer pressure oder social support? Eine empirische Analyse von internetbasierten Selbsthilfeforen zu selbstverletzendem Verhalten

C Eichenberg 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Psychotraumatologie, Köln

Insgesamt wird das Internet als Selbsthilfemedium in Fachkreisen positiv eingeschätzt. Bei bestimmten Problembereichen und Symptomen ist die Nützlichkeit jedoch stark umstritten. So werden netzbasierte Selbsthilfeaktivitäten von Menschen mit selbstverletzendem Verhalten (SVV) vorwiegend mit Sorge betrachtet aufgrund möglicher Triggereffekte und damit dysfunktionalen Auswirkungen auf die Krankheitsbewältigung. Um die Effekte von Internet-Foren zu SVV empirisch fundiert zu bewerten wurde eine Online-Befragungsstudie mit N=300 überwiegend adoleszenten Personen (82% weiblich; Alter: M=20,0; SD=5,2) durchgeführt, die verschiedene SVV-Foren nutzen. Im Fokus stand die Erhebung der subjektiven Wirkung der Foren, die sozialen Beziehungen, Symptombelastung und psychotraumatische Vorgeschichte. Die Hauptbefunde zeigen, dass bei der klinisch hoch belasteten Stichprobe (gemessen mit BSI und PTSS–10) konstruktive Motive und Kommunikation bei der Forumsnutzung im Vordergrund stehen. Bei lediglich 8% kam häufiger vor, dass die Partizipation am Forum SVV auslöste; hingegen stieg bei 68% die Motivation, sich professionelle Hilfe zu suchen. Insgesamt zeigte sich, dass durch die SVV-Foren in hohem Maße soziale Unterstützung erfahren wird–in der Selbsteinschätzung der Befragten deutlich mehr als durch die Familie. Damit zeichnet sich eine konstruktive Wirkung der SVV-Foren ab.