Aktuelle Urol 1987; 18(6): 309-315
DOI: 10.1055/s-2008-1061471
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Intraluminale Druck-Volumen-Relationen tubulärer und nicht-tubulärer Ileumschlingen

Pressure-Volume Relations of Tubular and Nontubular Ileal SegmentsC. P. Schmidbauer
  • Urologische Abteilung der Allgemeinen Poliklinik der Stadt Wien, Österreich (Vorstand: Doz. Dr. P. Porpaczy)
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Publication Date:
25 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Die jüngste Diskussion um die Vor- und Nachteile einer kontinenten Harnableitung mit tubulären und nichttubulären Darmsegmenten gipfelte in der Frage, wie ein Harnreservoir aus Darm geformt sein sollte, um der Voraussetzung, ein Niederdruckreservoir zu schaffen, gerecht zu werden. Wir haben in Serien von 5-7 Hunden die Druck-Volumen-Kurven tubulärer und detubularisierter Ileumsegmente verglichen. Sofort nach Reservoirkonstruktion, nach 2, 6 und 12 Wochen wurden die hydrodynamischen Daten (Druck-Volumen-Kurven) erfaßt. Nach 6 Wochen wurde eine subtotale Zystektomie mit getrennter Anastomose der tubulšren Ileumschlinge und des detubularisierten Ileumreservoirs an das Trigonom durchgeführt, um ihre Anpassung an sich kontinuierlich ändernde Füllmengen zu studieren. Die statistische Auswertung der Druck-Volumen-Kurven zeigte signifikant niedrigere Druckwerte im Ileumpouch im Vergleich zur intakten Ileumschlinge sofort nach Pouchkonstruktion und bis 3 Monate danach.

Die Durchtrennung der zirkulären Fasern führt nicht zueiner Unterbrechung der cholinergen Stimulierbarkeit des Darms, denn nach intravenšser Gabe von Betanechol kam es zur prompten Kontraktion beider Segmente mit gleich hohen Druckamplituden.

Wird ein zylindrisches Darmsegment nach Durchtrennung der zirkulären Fasern zu einem Pouch umgeformt, so entsteht ein sphärisches Reservoir mit größerem Volumen. Wir fanden nach freier Füllung mit Kochsalz über 5 Minuten ein Füllungsverhältnis zwischen Ileumsegment und Pouch wie 1 : 1,6 bei einer Füllhöhe von 20 cmH2O, und 1 : 1,45 bei 40 cm H2O. Diese Ergebnisse unterstützen eindeutig die Forderung nach Durchtrennung der zirkulären Muskelfasern von Darmstücken vor ihrer Verwendung als Harnreservoir. Unabhängig vom ausgewählten Darmsegment sollte diese Forderung fšr den totalen Blasenersatz, aber auch für Harnblasenerweiterungsplastiken gelten.

Abstract

Recent controversy focussed on how a highly compliant urinary reservoir should be formed: tubular or non-tubular? In series of 5-7 dogs we compared the pressure-volume curves of tubular and detubularized segments in the same ileal loop. Hydrodynamic data were obtained immediately after pouch construction, at 2 weeks, at 6 weeks, and at 12 weeks. Statistical analysis of the pressure-volume curves revealed significantly lower pressures at the same volume in the detubularized pouch compared to the intact ileal loop in the acute and chronic experiments up to 3 months. Preservation of the pharmacological response to acetylcholine-mediated contractions suggests that disruption of the circular fibres does not paralyze the bowel.

The creation of a pouch reservoir changes the cylindric bowel into a spherically configurated reservoir. Using free gravity filling with n-saline over 5 minutes into 7 canine ileal tubular segments with subsequent pouch construction, we found the following volume-ratios between intact loop and pouch: 1 : 1,65 for 20 cm H2O, and 1 : 1,45 for 40 cm H2O. These findings support the postulate of dissecting the circular intestinal fibres, when constructing urinary reservoirs and enterocystoplasties, regardless which bowel segment is used.

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