Klinische Neurophysiologie 1987; 18(3): 122-126
DOI: 10.1055/s-2008-1060911
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Visuell evozierte Potentiale nach Doppelmusterreizung mit Pseudof arbenwahrnehmung

Visual evoked potentials after double pattern stimuli with pseudo colour perceptionP. Kroker, W. Emser, K. Schimrigk
  • Neurologische Universitätsklinik der Universität des Saarlandes
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

We examined in which form an additional structural stimulus in the white checks influenced the visual evoked potential of a checkerboard reversal induced response. A pattern of vertical bars was introduced with a short delay to the checkerboard reversal. The purpose of these experiments was to find out about the discrimination threshold of the occipital cortex for timely spaced stimuli. The double stimulus was separated from the next change minimally for 800 ms. With this arrangement we avoided „steady states”, which are shown by repetitive interstimulus intervalls of less than 200 ms. Nine normal volunteers between 22 to 28 years of age were measured.

We found a typical waveform after the P 100 potential consisting of a positive peak followed by a negative longlasting baseline elevation. Only separations of more than 60 ms yielded this configuration. Interstimulus times of less than 60 ms resulted in refractory effects on the visual evoked response.

All the subjects reported colour or brightness changes of the additional bars. These pseudo colours were very probably due to the Prevost-Fechner-Benham-Effect which is common with repetitive white and black pattern changes. Our pseudo colours showed remarkable differences to the classical designs which has led us to the conclusion that colour perception on TV monitors is influenced so far by unpredictable flicker factors.

Zusammenfassung

Wir untersuchten, in welcher Form sich die zusätzliche Strukturierung der Weißkaros eines reizauslösenden Schachbrettumkehrmusters auf die visuell evozierten Potentiale auswirkte. Benutzt wurde dafür ein senkrechtes Streifengitter mit zeitlich zum Schwarz-Weiß-Wechsel der Karos verzögerter Einblendung. Das Ziel des Experiments lag in der Bestimmung der Diskriminationsschwelle des okzipitalen Kortex für zeitlich getrennte Muster reize. Der Doppelreiz war vom nächsten Reizereignis mindestens 800 ms getrennt. Mit dieser Anordnung vermieden wir „Steady states”, die bei Interstimulusabständen von weniger als 200 ms auftreten können. Gemessen wurden neun Normalpersonen im Alter von 22 bis 28 Jahren.

Es trat ein typischer Wellenzug nach dem P100 Potential auf, bestehend aus einer positiven Welle, die von einer negativen langandauernden Nachschwankungen gefolgt wurde. Diese Konfiguration trat nur bei Abständen von mehr als 60 ms auf. Eine zeitliche Trennung der Reize unter 60 ms zeigte Refraktäreffekte der evozierten Potentiale. Alle Versuchspersonen berichteten Färb- oder Aufhellungsperzeptionen der zusätzlichen Streifen. Es handelte sich hier mit großer Sicherheit um das Prevost-Fechner-Benham-Phänomen, das häufig nach repetitiven Schwarzweißmusterwechseln auftritt. Unser Pseudofarbeneffekt zeigte auffällige Unterschiede zu den bekannten Gesetzmäßigkeiten dieses Phänomens, was zu der Schlußfolgerung führt, daß die Farbwahrnehmung auf TV-Monitoren von bislang nicht abschätzbaren Flickereffekten beeinflußt wird.

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