Klinische Neurophysiologie 1987; 18(2): 82-87
DOI: 10.1055/s-2008-1060904
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einfluß der Tageszeit auf das EEG bei zerebraler Arteriosklerose

Day-time influence on EEG-findings in cerebral arteriosclerosisK.-L. Wendland, B. Jonas, A. Gundel
  • Abteilung Psychiatrie im Zentrum Nervenheilkunde der Universität Kiel und Institut für Flugmedizin der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. Köln
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

The study was conducted with three men and seven women, 72-84 years old, characterized by psychopathological and clinical signs of cerebral arteriosclerosis (A). All patients suffered from disorder of sleep-waking rhythm. With one exception every experiment ran for five days during which closed-eye-EEGs were registered at 8 a.m., 12 noon, 4 p.m., and 8 p.m. of the alert but relaxed patients and recorded on tape for computer processing. Simultaneously with every EEG registration the body temperature was measured. The findings were compared statistically with corresponding data of a former study conducted with ten healthy aged volunteers (G).

Results: The dominant peak-frequency of the patients turned out significantly slower than that of the volunteers. - While in healthy persons the peak frequency increased corresponding with the body temperature from the morning to the late afternoon or the early evening respectively, the patients lacked such a correlation, although their temperatures rose gradually in the normal way. In most of the patients the peak-frequency had a remarkable small variety from day to day as well as from scalp-position, and its circadian shift was poor. Psychopathologically these subjects manifested primarily memory loss, general intelectual decline, and in four cases disorientation. On the other hand the EEGs of three women showed substantial greater variety of the peak-frequency from day to day and from scalp-position to scalp-position. Besides the alterations during the day were rather excessive, but lacking any appreciable correspondence with the undisturbed circadian variations of the body temperature. In these three cases psychopathologically personality changes preponderated.

Zusammenfassung

Bei drei Männern und sieben Frauen im Alter von 72 bis 84 Jahren mit psychopathologischen und klinischen Anzeichen einer zerebralen Arteriosklerose sowie erheblichen Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus wurden an fünf (bei einem Mann an vier) Tagen jeweils um 8.00, 12.00, 16.00 und 20.00 bei entspanntem Wachzustand und geschlossenen Augen Elektroenzephalogramme abgeleitet und die Körpertemperaturen gemessen. Die Auswertung der EEG-Kurven erfolgte mit Hilfe eines Rechners sowie visuell. Als Vergleich dienten Analysedaten und Meßwerte von zehn psychopathologisch und klinisch unauffälligen alten Menschen einer früheren Studie.

Die Frequenz des vorherrschenden Grundrhythmus ist bei den Patienten signifikant langsamer als bei den Gesunden und erstreckt sich bei zwei Patienten sogar weit in das θ-Band. - Während bei gesunden Personen Körpertemperaturen und EEG-Frequenzen im Laufe des Tages gleichsinnigen Schwankungen unterworfen sind, lassen die Arteriosklerotiker eine dem Temperaturanstieg vom Morgen zum Nachmittag bzw. zum Abend entsprechende Zunahme der Grundrhythmusfrequenz fast völlig vermissen. Die Grundrhythmusfrequenzen der meisten Arteriosklerotiker streuen von Tag zu Tag sowie von Ableitepunkt zu Ableitepunkt ungewöhnlich wenig; tageszeitabhängige Schwankungen sind bei ihnen kaum zu erkennen. Psychopathologisch herrschen bei solchen Kranken Störungen des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten vor. Vier von ihnen waren desorientiert.

Demgegenüber ganz anders gelagert sind die Verhältnisse bei drei Patientinnen: Ihre Grundrhythmusfrequenzen unterscheiden sich von Tag zu Tag sowie von Ableitepunkt zu Ableitepunkt wesentlich stärker und im Laufe des Tages zeigen sich erhebliche Frequenzschwankungen, die-jedoch nicht den Temperaturveränderungen entsprachen. Bei diesen drei Frauen stand psychopathologisch eine Wesensänderung im Vordergrund.

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