Klinische Neurophysiologie 1992; 23(3): 158-162
DOI: 10.1055/s-2008-1060720
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Dextrose und Vigilanz: Die Wirkung von Dextrose auf spektralanalytische Parameter des Pharmako-EEG

Dextrose and vigilance - the effect of dextrose on the pharmaco-EEGB. Geßner, P. J. Cnota, B. Schaaf
  • Gesellschaft für biomedizinische Datenverarbeitung (BIO-DATA), Steinbach/Ts., und Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung und Didaktik (GWD), Mühlheim
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

In a randomized single-blind cross-over-design the effect of 15 g dextrose was investigated against placebo with 48 healthy subjects at two different days each. The quantitative pharmaco-EEG was recorded occipitocentral at the left side (Ol-Cz) under vigilance controlled conditions and then under resting conditions (three minutes each). Having measured its baseline it was repeated six times every 20 minutes starting 10 minutes after the application of the substance. After the administration of dextrose a stabilization of vigilance could be seen in the EEG by the following differences of statistical significance (p <= 0.05) between dextrose and placebo under resting recording conditions:

  • In the first control (14.-16. minute post) there was a significant decrease of the relative power in the δ and in the ϑ range combined with an increase of α2.

  • In the second control (34.-36. minute post) there was a significant decrease of relative power in the ϑ range and significant increase in the α1 range.

  • In the third control (54.-56. minute post) and later on no effects of dextrose were left in the pharmaco-EEG.

The significant differences in the first and second control have to be interpreted as follows: After the administration of dextrose the level of vigilance was increased compared to the placebo group.

Zusammenfassung

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die in einer Reihe von Untersuchungen meist aus Verhaltensdaten erschlossene positive Wirkung von Dextrose auf die Vigilanzregulierung mit Hilfe des Pharmako-EEG direkt auf der neurophysiologischen Ebene zu erschließen. 48 gesunde Probanden erhielten in einem einfachblinden Cross-over-Meßwiederholungsdesign an zwei verschiedenen Untersuchungstagen jeweils 15 g Dextrose bzw. Plazebo. Für das quantitative Pharmako-EEG wurde die EEG-Tätigkeit links okzipito-zentral (Ol-Cz) als sogenanntes vigilanzkontrolliertes EEG und unmittelbar danach in unbeeinflußter Entspannung des Probanden bei Abwesenheit von Außenreizen als Ruhe-EEG von jeweils drei Minuten abgeleitet. Für das vigilanzkontrolliertes EEG hatten die Versuchspersonen auf eine randomisiert dargebotene Folge hoher (1000 Hz) und tieferer (500 Hz) Töne (60-70 dB) von einer Sekunde Dauer einen in der Hand gehaltenen Kontrollknopf zu drücken. Nach Adaption der Probanden an die Meßanordnung wurde deren Ausgangslage im Pharmako-EEG bestimmt. Zehn Minuten nach Applikation der Prüfsubstanz erfolgten sechs Kontrollmessungen im Abstand von jeweils 20 Minuten. Nach der Gabe von Dextrose konnte durch das Pharmako-EEG eine zentralnervöse Wirkung im Sinne einer Vigilanzstabilisierung festgestellt werden. Im einzelnen waren im Ruhe-EEG die folgenden statistisch signifikanten (p <= 0,05) Unterschiede p.a. (post applicationem) gegenüber Plazebo zu beobachten:

  • Unter Dextrose fanden wir in der ersten Kontrollmessung (14.-16. Minuten p.a.) eine signifikant verminderte relative Power in den Frequenzbändern δ und ϑ bei einem gleichzeitig erhöhten Wert für α2.

  • In der zweiten Kontrollmessung (34.-36. Minute p.a.) fanden wir eine signifikant geringere relative Power im ϑ-Band und gleichzeitig eine signifikant höhere Power im α1-Band.

  • Ab der dritten Kontrollmessung (54.-56. Minute p.a.) konnte keine Wirkung der Dextrose mehr beobachtet werden.

Die signifikanten Unterschiede in der ersten und zweiten Kontrollmessung sind dahingehend zu interpretieren, daß nach Gabe von Dextrose ein gegenüber der Plazebogruppe erhöhtes Vigilanzniveau nachweisbar war.

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