Aktuelle Urol 1991; 22(5): 286-288
DOI: 10.1055/s-2008-1060515
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Harnstauungsniere beim Blasenkarzinom - schlechte Prognose?

Kidney Obstruction and Bladder Cancer - Poor Prognosis?S. W. Melchior, M. Stöckle, G. Voges, F. Steinbach, R. Hohenfellner
  • Urologische Klinik und Poliklinik im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Direktor: Prof. Dr. R. Hohenfellner)
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Publication Date:
28 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Die prognostische Relevanz der tumorbedingten Harnstauungsniere beim Blasenkarzinom wurde retrospektiv bei 189 Patienten untersucht, die sich zwischen 9/86 und 2/90 einer Radikaloperation unterzogen hatten. 42 dieser Patienten hatten präoperativ eine ein- oder beidseitige tumorbedingte Harnstauungsniere. 38/42 konnten erfolgreich zystektomiert werden. Die Häufigkeitsverteilung der histopathologischen Stadien zeigt, daß die Gruppen der pT3b- und der pT2-Tumoren am häufigsten waren. Positive Lymphknoten fanden sich in 12 von 38 Fällen. 25 von 38 Patienten waren in einem Nachbeobachtungszeitraum zwischen 3 und 47 Monaten tumorfrei, zwölf zeigten einen Progreß, von denen sieben bisher verstorben sind. Bei 4 von 42 Erkrankten müte der Eingriff aufgrund lokaler Inoperabilität abgebrochen werden.

Die Überlebensraten von Patienten mit präoperativer tumorbedingter Harnstauungsniere scheinen nicht wesentlich von denen der anderen Patienten mit vergleichbarem Tumorstadium abzuweichen. Eine beträchtliche Anzahl der Fälle weist ein noch günstiges Tumorstadium auf. Daher sollte eine tumorbedingte Abflußbehinderung der oberen Harnwege per se kein Grund sein, auf eine notwendige Radikaloperation zu verzichten.

Abstract

Between 9/86 and 2/90 189 bladder cancer patients underwent radical surgery. 42 of these patients had preoperatively tumorrelated uni- or bilateral kidney obstruction. 4 of 42 patients were found to be inoperable. The remaining 38 underwent radical cystectomy. pT3b and pT2 tumor stages were most frequently found. Lymph node involvement was detected in 12 of the 38 cases. During a follow-up of 3 to 47 months, 25/38 patients did not show evidence of tumor relapse. 12 had a tumor progression, of which 7 have died so far.

Survival rates of patients with tumor related kidney obstruction are obviously not different from patients with unobstructed upper tract and with comparable tumor stages. A considerable number of patients has tumors of low stage. Therefore, a tumor related obstruction should not be regarded as a case against radical surgery.

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