Minim Invasive Neurosurg 1986; 29(5): 189-192
DOI: 10.1055/s-2008-1054156
Originalarbeiten - Articles

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Elektromyographische und neurologische Befunde bei radiologisch objektivierten numerischen Variationen im lumbosakralen Übergang

Electromyographical and neurological findings in radiologically demonstrated numerical variations in the lumbosacral regionW. Eickhoff, K. Helmke
  • Neurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Kunze) Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. Schulte) der Universität Hamburg-Eppendorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Seit den Veröffentlichungen von Bertolotti (1917) und Blumensaat und Clasing (1932) ist immer wieder ein Zusammenhang zwischen Variationen im lumbo-sakralen Übergangsbereich und klinischen Symptomen diskutiert worden.

Nach Lange und Hipp (1962) fand sich ein Bandscheibenvorfall bei einseitiger oder vollständiger Assimilation im darüberliegenden Segment. Zur genaueren Zuordnung der klinischen zu den radiologischen Befunden wurden elektromyographische Untersuchungen empfohlen.

Wir untersuchten 20 Patienten (2 Sakralisationen, 6 einseitige Assimilationen und 12 Lumbalisationen) klinischneurologisch, elektromyographisch und radiologisch. Dabei ergab sich:

  1. eine gute Übereinstimmung zwischen klinischem und elektromyographischem Befund

  2. die Lokalisation der röntgenologisch festgestellten Bandscheibenvorfälle entsprach nur in 6 Fällen den neurologischen und elektromyographischen Befunden. Abweichungen betrafen sowohl die Höhenlokalisation als auch die Seite

  3. klinisch und elektromyographisch waren zwischen den einzelnen Variationsformen keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. Bei den einzelnen Variationen bestanden keine festen Beziehungen zwischen der Seite der Assimilation und den klinischen und elektromyographischen Befunden

  4. bei den Sakralisationen fanden sich die Bandscheibenvorfälle oder -vorwölbungen im 4. lumbalen Bandscheibenfach, also im Segment kranial des Assimilationswirbels

  5. bei den einseitigen Assimilationswirbeln waren 2 Bandscheibenvorfälle im 4. und 4 Vorfälle im 5. lumbalen Segment lokalisiert, wobei die Vorfälle in 3 Fällen auf der Seite der Assimilation und in 3 Fällen medial auftraten

  6. bei den Lumbalisationen waren die Bandscheibenvorfälle in 7 Fällen im 4. und in 4 Fällen im 5. lumbalen Segment lokalisiert

  7. die Verteilung der klinischen und elektromyographischen und auch der myelographischen Befunde entspricht einem Verteilungsmuster, das sich aus der Analyse von 2 499 unausgesuchten Fällen mit lumbalen Bandscheibenvorfällen ergibt, die von 1970 bis 1983 in der Neurologischen Klinik untersucht worden sind

  8. wegen der geringen Zahl der in dieser Studie analysierten Fälle ist die Beobachtung von Bene und Megyeri (1979) nicht nachprüfbar, daß bei Variationen im Sinne eines >locus minoris resistentiae< Diskopathien früher auftreten als bei Normalpersonen. Nach klinischen Untersuchungen scheint bei Lumbalisationen eine größere Instabilität der Lendenwirbelsäule zu bestehen.

Abstract

Discussions have been going on since the publications of Bertolotti (1917) and Blumensaat and Clasing (1932) as to whether variations in the lumbosacral region and vertebral anomalies, which may alter the statics of the vertebral column, result in typical neurological disorders.

Lange and Hipp (1962) found prolapses of lumbar disks localised in the segment above a unilateral or complete assimilation. As they lacked the possibility of an electromyographical examination, they had difficulties in correlating clinical and radiological findings.

Neurological, electromyographical and radiological analysis of 20 patients (2 sacralisations, 6 unilateral assimilations, and 12 cases of lumbalisation) revealed:

  1. good correlation between clinical and electromyographical findings

  2. in six cases only clinical and electromyographical findings were on the same side and at the same height as the myelographically identified prolapses

  3. clinical and electromyographical findings did not show significant differences as to the kind of variation, or to the side of the assimilation

  4. in sacralisations the prolapses were localised in the 4th lumbar segment, that is, immediately above the variation

  5. in unilateral assimilated vertebrae, disk prolapses were found in two cases in the 4th segment and in 4 cases in the 5th lumbar segment. In three cases prolapse and assimilation were on the same side, in three cases the localisation was median.

  6. Patients with lumbalisations had prolapses in seven cases in the 4th, and in four cases in the 5th lumbar segment

  7. clinical, electromyographical and also myelographical findings followed the same pattern of distribution as in 2499 unselected cases of lumbar disk prolapses seen at the Neurological Clinic Hamburg-Eppendorf 1970-1983

  8. the findings of Bene and Megyeri (1979) - showing that in cases of variations discopathies occur earlier than in normal persons as ‘locus minoris resistentiae’ - could not be conclusively supported because of the small size of our sample, but evidence was found that im lumalisation the spine is less stable.

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