Z Orthop Unfall 1980; 118(3): 337-350
DOI: 10.1055/s-2008-1053515
Originalien

© F. Enke Verlag, Stuttgart

Sekundäre Gefäßerkrankungen bei Spondylolisthesis

Secondary vascular disease in spondylolisthesisCh. Wegener, U. Weber, T. H. Schöndorf, K. Franz
  • Orthopädische Klinik (Direktor: Prof. Dr. med. H. Rettig) und
  • Zentrum für Innere Medizin (Direktor: Prof. Dr. med. H. G. Lasch) der Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die engen topographischen Beziehungen zwischen Wirbelsäule und den großen Gefäßen des Körperstammes lassen erwarten, daß das Krankheitsbild der Spondylolisthesis nicht nur am Rückenmark, sondern auch am Gefäßsystem zu sekundären Veränderungen durch mechanische Irritation führen kann. Die angiologische Beurteilung von insgesamt 223 Patienten mit Spondylolisthesis der Lendenwirbelsäule läßt erkennen, daß die durch den Vorgang des allmählichen Wirbelgleitens ausgelösten anatomischen Veränderungen geringer sind als diejenigen, die durch entsprechende Manipulationen am Situs erzeugt werden. Offensichtlich ist das Gefäßsystem in der Lage, aufgrund seiner intravitalen Elastizität in gewissem Umfang dem Druck der gleitenden Wirbelsäule auszuweichen. Dabei spielt die Art des Gleitvorganges eine entscheidende Rolle.

Die wandstarken und unter hohem Innendruck stehenden Arterien werden selbst durch einen total abgeglittenen 5. Lendenwirbel nicht funktionell beeinträchtigt.

Demgegenüber lassen sich im venösen Niederdrucksystem teilweise erhebliche Abströmbehinderungen bei einer Olisthese III. und IV° im Segment L 5/S 1, bei höheren Segmenten auch schon bei geringeren Abrutschen, nachweisen.

Daraus ergibt sich eine gewisse Disposition zu venösen Erkrankungen, insbesondere auch zu (perioperativen) Thrombosen.

Die individuelle Größe der funktionellen Beeinträchtigung des Niederdrucksystems bei bekannter Spondylolisthesis muß ggf. durch direkte intravsale Druckmessung bestimmt werden.

Entlastende Eingriffe können im Einzelfall dann diskutiert werden, wenn eine venöse Abstrombehinderung nachgewiesen wurde und wenn am erkrankten Bewegungssegment versteifende Eingriffe von ventral vorgesehen sind, weil diese eine gleichzeitige übersichtliche Darstellung des betroffenen Gefäßabschnittes zulassen.

Abstract

The topographic relation of the spine to the great vessels let to the expectation that spondylolisthesis may lead to mechanical irritation of the cauda equina as well as of the great vessels.

The angiological examination of 223 patients with spondylolisthesis of the lumbar spine shows that the changes in the anatomy of the great vessels are less significant than expected after experiments involving artificial dislocations of the spine in cadavers. In vivo arterial function is not altered even in true spondyloptosis.

Pelvic veins on the other hand show considerable compression and diminished flow in third and fourth degree spondylolisthesis of L5 over S1 as well as in second degree spondylolisthesis of L4 over L5.

These parients seem to be disposed to venous disorders involving varices and thrombosis. If therefore a high venous pressure is found and a ventral fusion proposed it should be discussed to combine the procedure with a decompression of the veins.

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