Zeitschrift für Phytotherapie 2008; 29 - P10
DOI: 10.1055/s-2008-1047857

Spasmolytische Effekte von STW 5 und seinen Einzelextrakten auf eine durch verschiedene Agonisten gesteigerte Kontraktilität des Ileums der Maus in vitro

D Hagelauer 1, K Wald 1, O Kelber 2, D Weiser 2, S Laufer 1, H Heinle 1
  • 1Physiologisches Institut bzw. Pharmazeutisches Institut der Universität Tübingen
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Darmstadt

Das Reizdarmsyndrom (RDS) stellt eine der häufigsten Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts dar, die vor allem durch eine Spastizität der Darmmuskulatur gekennzeichnet ist. Dabei soll die Pathogenese nur funktionell, d.h. ohne strukturelle Veränderungen des Darms, bedingt sein. Um pharmakologische Effekte von bei RDS eingesetzten Phytopharmaka zu testen, untersuchten wir den Einfluss von STW 5 (Iberogast®) und den einzelnen in diesem Kombinationspräparat enthaltenen Extrakten auf die spontane und die durch die Agonisten Acteylcholin (ACh), Prostaglandin F2alpha (PGF2α) und Substanz P (SP) induzierte Kontraktilität von Präparaten aus Mäuse-Ileum in vitro. Die Extrakte wurden in Verdünnungen von 2–10µl/ml, die Agonisten in Konzentrationen von 0,1–100µM angewendet. Ausgewertet wurden Effekte auf die Frequenz, die phasische Kraftamplitude und den Agonist-induzierten Tonus der Präparate.

Die Applikation von ACh, PGF2α und SP rief jeweils dosisabhängig tonische Kontraktionen hervor, verbunden mit einer bei ACh verminderten, bei PGF2α bzw. bei SP verstärkten Spontanrhythmik. Nach Vorbehandlung der Präparate mit den Extrakten zeigten vor allem Pfefferminze, Kamille, Angelikawurzel, Mariendistel und STW 5 signifikant kontraktionshemmende Wirkungen auf die ACh- und PGF2α-induzierten Reaktionen, die Frequenz wurde weniger deutlich beeinflusst. Bei Applikation von SP wurden vor allem die phasischen Kontraktionen, kaum dagegen die tonischen unterdrückt. Zum Vergleich eingesetztes Butylscopolaminiumbromid (Buscopan®) hatte dagegen hemmende Wirkungen nur auf den Tonus, nicht auf die Spontanaktivität.

Die Ergebnisse zeigen, dass STW 5 und die darin enthaltenen Extrakte die spastische Darmreaktion hemmen können, die durch verschiedene möglicherweise auch beim RDS beteiligte Agonisten hervorgerufen wird. Inwieweit dabei Interaktionen auf Ebene der beteiligten Rezeptoren oder auf Ebene der intrazellulären Kontraktionsmechanismen von Bedeutung sind, kann nur durch weitere Versuche geklärt werden.