Klin Monbl Augenheilkd 1990; 197(11): 410-417
DOI: 10.1055/s-2008-1046302
© 1990 F. Enke Verlag Stuttgart

Computergesteuerte Papillenstrukturanalyse mit dem Optic Nerve Head Analyzer: Normalwerte und Altersabhängigkeit verschiedener Papillenparameter

Computer-Controlled Analysis of Disk Structure with the Optic Nerve Head AnalyzerJ. Funk, T. Dieringer, F. Grehn
  • Universitätsaugenklinik Freiburg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. H. Witschel)
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Publication History

Manuskript erstmals eingereicht 23.10.1989

zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 3.1.1990

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Die mit der computergesteuerten Papillenstrukturanalyse - Optic Nerve Head Analyzer, Fa. Rodenstock München - meßbaren Papillenparameter wurden an 194 Augen von 122 gesunden Probanden bestimmt. Sowohl für die neuroretinale Randzone (= rim area) als auch für die cup/disc Ratio waren keine altersabhängigen Veränderungen nachweisbar. Auch bestand bei den o.g. Papillenparametern im statistischen Mittel kein signifikanter Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Probanden oder zwischen rechten und linken Augen. Aus diesem Grund konnten für das gesamte Kollektiv alters- und geschlechtsunabhängige Normalwerte berechnet und Aussagen über die interindividuelle Schwankung der o.g. Papillenparameter gemacht werden. Die statistische Auswertung ergab, dass der temporale Papillenquadrant die kleinste neuroretinale Randzone und der nasale Papillenquadrant die größte neuroretinale Randzone besitzt. Die durchschnittliche neuroretinale Randzone des oberen und unteren Papillenquadranten war annähernd gleich. Entsprechend war die cup/disc Ratio im temporalen Papillenquadranten am kleinsten, nasal am größten, oben und unten etwa gleich. Alle gemessenen Parameter zeigten eine relativ große Schwankungsbreite um ihren jeweiligen Mittelwert, d.h. auch bei gesunden Augen kann die neuroretinale Randzone der gesamten Papille ebenso wie die neuroretinale Randzone jedes einzelnen Papillenquadranten sehr klein bzw. die cup/disc Ratio sehr groß sein. Auf Grund dieser großen interindividuellen Schwankungsbreite der Papillenparameter ist anzunehmen, dass es wahrscheinlich auch mit der computergesteuerten Papillenstrukturanalyse nicht möglich sein wird, beim individuellen Patienten allein durch eine Einzelmessung zu entscheiden, ob er eine Glaukom bzw. eine andere pathologische Veränderung hat oder nicht. Andererseits ist aber mit der computergesteuerten Papillenstrukturanalyse eine Früherkennung des Glaukoms vor dem Auftreten von Gesichtsfelddefekten möglich, wenn intraindividuelle Verlaufskontrollen durchgeführt werden. Zeigt sich nämlich während einer solchen Verlaufskontrolle eine Verkleinerung der neuro-retinalen Randzone, so ist dies als wichtiger Hinweis auf einen beginnenden Glaukomschaden zu interpretieren.

Summary

The Rodenstock Optic Nerve Head Analyzer was used to study the disk parameters of 194 eyes of 122 healthy subjects. No agerelated changes in the neuroretinal rim area or in the cup/disk ratio could be detected. Furthermore, no significant differences in the mean values of disk parameters were found when right eyes were compared with left eyes or when eyes of male and female subjects were compared. It was thus possible to base calculations of normal values for disk parameters on the entire sample of 194 eyes, irrespective of age and sex. It was also possible to determine the range of variation of these parameters. Statistical analysis of the data produced the following results: the smallest mean neuroretinal rim area is in the temporal disk quadrant; the largest is in the nasal disk quadrant. The mean neuroretinal rim area of the upper quadrant is almost as large as that of the lower quadrant. Consequently, the temporal quadrant has the largest cup/disk ratio, while the nasal quadrant has the smallest. The cup/disk ratios of the upper and lower quadrants are almost identical. The range of variation of all disk parameters was found to be considerable, i.e., the neuroretinal rim area of the whole disk, as well as that of each disk quadrant may be very small, not only in glaucomatous but even in normal eyes. Accordingly, the cup/disk ratio may be large even in normal eyes. Due to the broad range of interindividual variation of disk parameters, a single examination with the Optic Nerve Head Analyzer is not sufficient to distinguish normal from glaucomatous disks. Follow-up examinations are therefore required for early diagnosis of glaucoma, because the finding of a reduction in neuroretinal rim area during follow-up must be interpreted as an important sign of early glaucoma damage.

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