Z Orthop Unfall 1987; 125(2): 209-213
DOI: 10.1055/s-2008-1044917
© 1987 F. Enke Verlag Stuttgart

Metabolische Veränderungen durch das Extremitäten-Tourniquet und ihre Beeinflussung durch das Narkoseverfahren*

Metabolic Influence of Tourniquet during AnesthesiaG. Michaelis, B. Bachmann, J. Biscoping, G. Hempelmann
  • Abteilung für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin am Klinikum der Justus Liebig-Universität Gießen (Leiter: Prof. Dr. med. G. Hempelmann)
* Herrn Prof. Dr. H. Rettig zum 65. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 3 Gruppen zu je 15 Patienten, die sich operativen Eingriffen an den unteren Extremitäten in Blutleere unterzogen, wurden die Auswirkungen des Extremitäten-Tourniquets auf den Säure-Basen-Haushalt und dessen Beeinflussung durch das Narkoseverfahren untersucht. Vor und unmittelbar nach Eröffnung des Tourniquets wurden über einen Zeitraum von 30 Minuten arterielle Blutgasanalysen durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, daß nach einer durchschnittlichen Ischämie-Zeit von 90 Minuten bei spontan atmenden Patienten, die mit einer Regionalanaesthesie versorgt worden waren, die geringsten Änderungen im Säure-Basen-Haushalt auftraten, wobei physiologische Grenzen nicht überschritten wurden. Die Patienten, welche mit kontrollierter Beatmung normoventiliert wurden, zeigten nach Tourniquet-Eröffnung eine ausgeprägte metabolische Azidose, die aufgrund der Relaxation respiratorisch nicht kompensiert werden konnte. Die Ausgangswerte wurden von diesen Patienten während des 30minütigen Meßzeitraumes nicht wieder erreicht. Geringere Ausprägungen der metabolischen Azidose waren bei den Patienten zu finden, die zwar ebenfalls kontrolliert beatmet und normoventiliert waren, aber mit Eröffnung des Tourniquets durch Erhöhung des Atemminutenvolumens um 25 % für 5 Minuten hyperventiliert wurden.

Der günstige Einfluß der Spontanatmung bei Patienten mit Regionalanaesthesie auf die metabolischen Änderungen - selbst bei Patienten höheren Lebensalters - konnte mit dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Eine Möglichkeit zur Kompensation der azidotischen Entgleisung nach Öffnen des Extremitäten-Tourniquets wird m. E. für kontrolliert beatmete Patienten in einer passageren Hyperventilation gesehen.

Abstract

In 3 groups of 15 patients, respectively, we studied metabolic changes following tourniquet-release after operations of lower extremity. The influence of different anesthetic methods was evaluated by blood-gas-analyses up to 30 minutes after blood-circulation of the lower limb had been reinstalled. Our results demonstrate, that the patients under regional anesthesia with spontaneous respiration (group 1) could preserve their metabolic equilibrium with minor changes within the Physiologic range.

The intubated patients with controlled respiration (group 2) revealed a marked metabolic acidosis after tourniquet-release with insufficient respiratory compensation. Initial values were not reached within 30 minutes. The patients of group 3 (controlled respiration with a 25 % increase of the normal minute volume for a period of 5 minutes after release of the tourniquet) had a less severe acidosis than those of group 2.

The beneficial influence of spontaneous respiration in compensating metabolic acidosis - even in aged patients - following an ischemic tourniquet has been demonstrated by this investigation. Short-term hyperventilation seems to be the therapeutic tool in patients with controlled respiration to compensate for metabolic acidosis up to a certain extent.

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