Z Orthop Unfall 1987; 125(3): 302-307
DOI: 10.1055/s-2008-1044731
© 1987 F. Enke Verlag Stuttgart

Frontale Talusspalte - Talus bipartitus

Frontal Split of the Talus - Talus BipartitusW. Blauth, K. Harten, A. Kirgis
  • Aus der Orthopädischen Universitätsklinik Kiel (Direktor: Prof. Dr. med. W. Blauth)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Autoren teilen die Beobachtung einer sehr seltenen, frontalen Spaltbildung im Talus mit. Ein solcher Talus bipartitus ist in dem uns bekannten Schrifttum bisher erst dreimal beschrieben worden. Klinisch fiel bei der 16jährigen Patientin eine deutlich eingeschränkte Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk auf. Röntgenologisch fand sich auf Funktionsaufnahmen, Tomographien und Arthrographien eine gelenkige Verbindung zwischen dem oberen und unteren Sprunggelenk durch die Talusspalte.

In differentialdiagnostischer Hinsicht schied eine traumatische Entstehung dieser seltsamen Spaltbildung aus anamnestischen Gründen aus. Auch eine avaskuläre Demarkierung der beiden Talusanteile war mehr als unwahrscheinlich. Ein Os trigonum als häufiger accessorischer Knochen kam wegen der Größe der Talusteile und seiner Verbindung zum Talus nicht in Frage; außerdem hielten wir eine Entstehung aus zwei Knochenkernen für unwahrscheinlich. Man hat zwar bei histologischen Untersuchungen foetaler Fußwurzeln in einem geringen Prozentsatz zwei verschiedene Knochenpunkte innerhalb eines Ossifikationszentrums nachweisen können. Die Ossifikationszentren verschmolzen aber später miteinander. Blieb diese Verschmelzung ausnahmsweise aus, entstand ein Os trigonum.

Die Autoren kommen deshalb zu dem Schluß, daß es sich bei der beobachteten Zweiteilung des Talus in der Frontalebene am ehesten um eine atavistische Fehlbildung handelt. Hinweise dafür bietet das Studium der Phylogenese der Fußwurzelentwicklung.

Abstract

To our knowledge, only three patients with a frontal split of the talus have been reported so far. We report on a sixteen year old patient who had some discomfort and restriction of movement in the ankle joint. X-ray examination showed an articular link between the ankle and subtalar joint. As regards the etiology, trauma, avascular necrosis, accessory bones and abnormal ossification were not evident. With respect to the phylogenesis of the foot skeleton, the frontal split of the talus may represent an atavistic malformation of the human foot. This is in contrast to the current hypothesis of a duplicated ossification in the talus.

J. R. D.

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