Klin Padiatr 1998; 210(4): 291-296
DOI: 10.1055/s-2008-1043894
Pflegerische und psychosoziale Aspekte

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Knowing what the others know:
A study on interprofessional communication between nurses and medical doctors

Interprofessionelle Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegekräften in der pädiatrischen Onkologie:
Perspektivenübernahme und gegenseitiges Verstehen
Matthias  Nückles , Rainer  Bromme
  • Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Psychologisches Institut III, Münster
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Communication and cooperation between experts from different specialities is a necessary element of professional competence. We have set up a research program to investigate cognitive aspects of interprofessional and interdisciplinary communication. We assume that successful communication essentially relies on communicants' ability to take the perspective of the other, i.e., assessing the background knowledge, expertise, plans, and so on, of one's co-communicators. The present paper reports on an interview study with medical doctors and nurses from three paediatric oncology units. The research interview was especially designed to allow for a detailed assessment of the professionals' ability to take their work-partners' perspective. Two areas will be examined: The ability to assess the work demands resulting from parental questions, and the use of differences in professional perspectives for prognosis. With respect to parental questions, doctors' and nurses' assessments of their respective work partner's task demands turned out to be only partly correct. Furthermore, the results suggest that doctors do not effectively benefit from nurses' experiental knowledge about patients when venturing prognoses. Educational measures designed to improve interprofessional communication could help to overcome these deficits.

Zusammenfassung

In vielen Arbeitsbereichen ist es unerläßlich, daß Angehörige verschiedener Berufsgruppen miteinander kooperieren. Die vorliegende Studie ist Teil eines größeren Forschungsprogramms zu den kognitiven Grundlagen fachübergreifender Kommunikation. Eine grundlegende Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation ist die Fähigkeit, die Perspektive des Gesprächspartners zu erkennen und zu berücksichtigen. Insbesondere, wenn Wissensbestände und Erfahrungen der beteiligten Kommunikationspartner stark divergieren, erweist sich die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme als zentral. Die Studie befaßt sich mit der Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegekräften dreier kinderonkologischer Stationen. Ausgehend von dem theoretischen Konzept der Perspektivenübernahme haben wir ein halbstrukturiertes Interviewverfahren entwickelt, um so die Hypothesen und Erwartungen, die Ärzte und Pflegekräfte in bezug auf die Perspektive der jeweils anderen Berufsgruppe besitzen, zu erfassen. Hierbei konzentrieren wir uns auf zwei Bereiche: Erstens, wie genau können Ärzte und Pflegekräfte die Arbeitsbelastung einschätzen, die sich aus elterlichen Fragen bzgl. der Erkrankung des Kindes ergibt? Zweitens untersuchen wir am Beispiel Prognose, inwieweit Ärzte und Pflegekräfte die Unterschiedlichkeit ihrer professionellen Perspektiven nutzen, um berufliche Aufgaben zu lösen. Die Ergebnisse zeigen, daß die wechselseitige Wahrnehmung der Anforderungen, die an den Arbeitspartner durch elterliche Fragen entstehen, systematischen Verzerrungen unterliegt. Außerdem ergeben sich Hinweise, die darauf schließen lassen, daß Ärzte in unzureichendem Maße auf das Erfahrungspotential der Pflegekräfte bei der Bildung von Prognosen zurückgreifen. Trainingsmaßnahmen könnten darauf abzielen, die interdisziplinäre Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegekräften zu verbessern.

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