Klin Padiatr 1998; 210(1): 24-29
DOI: 10.1055/s-2008-1043843
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren der Verlaufsentwicklung asthmatischer Beschwerden im frühen Kindesalter - Ergebnisse einer Follow-up-Untersuchung*

Predictors of the Course of Obstructive Airways Disorders in Children - Results of a Follow-up StudyAndreas  Seidler1 , Martin  Schlaud2 , Elke  Raum2 , Friedrich Wilhelm Schwartz2
  • 1Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Arbeitsmedizin
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Epidemiologie und Sozialmedizin
* Wir danken Herrn Prof. von der Hardt, Abteilung Pädiatrische Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover, für die freundliche Unterstützung. Weiterhin sind wir den beteiligten Meldeärztinnen und -ärzten des MORBUS-Projektes für ihre kontinuierliche Mitarbeit zu Dank verpflichtet.
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Publication History

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

A follow-up study was undertaken to determine the predictors of the course of recurrent wheezing episodes in children (between 0 to 8 years). In 1991, 600 children with wheezing episodes had been recorded by physicians who participated in a sentinel practice network. On each consultation with the same physicians from October 1994 until June 1995, parents of these children were questioned again about the course of their respiratory symptoms (n = 218). Associations between the course of disease and predictors (recorded by physicians in 1991) were analysed using polytomous logistic regression.

The following factors were significantly associated with the frequency of asthmatic episodes (odds ratio (OR) > 1 indicates an unfavourable course of disease in comparison with the reference category, [95% confidence interval]): indoor cigarette smoking: OR =1.7; [1.0-3.0], older than 1 year of age (reference: < 1 year): OR = 3.0; [1.1-8.5], more than 5 asthmatic episodes during the year before the first registration: OR = 2.7; [1.3-5.6], infect-associated asthma: OR = 0.4 [0.2-1.0], paediatrician as recording physician (reference: general practitioner): OR = 0.4 (0.2-0.8).

No significant association with the course of disease was found for sex, education of the parents, region, parental asthma, hospital admissions because of obstructive symptoms.

In correspondence with other studies, the majority of children showed a favourable course of their obstructive respiratory symptoms: for only 7% the frequency of episodes increased during 3 years after the first contact. Indoor smoking and severity of asthma are known as predictors of the course of the disease. The better prognosis of infect-associated obstructive symptoms supports the thesis that the majority of infants with asthmatic symptoms have narrow, infect-mediated airways obstructions, but no increased risk for bronchial asthma in their later lives.

An early identification of children at risk may allow a specific and intensified therapy to improve the course of disease.

Zusammenfassung

Die Einflußfaktoren auf den Verlauf rezidivierender obstruktiver Symptome im frühen Kindesalter wurden mit einer Follow-up-Studie untersucht. Der Feldzugang erfolgte über 29 Beobachtungspraxen des Sentinel-Projektes MORBUS Niedersachsen. Während der Ersterhebung im Jahre 1991 waren 600 Kinder mit obstruktiven Symptomen (Alter: 0 bis 8 Jahre) gemeldet worden. Eine erneute Befragung wurde bei allen Kindern (n = 218) durchgeführt, die in der Zeit vom 4.10.94 bis zum 30.6.95 mit beliebigem Kontaktanlaß einen Meldearzt konsultierten. Der mittels Elternfragebogen erhobene Krankheitsverlauf wurde ordinalskaliert: 0 - keine Anfälle in den letzten 12 Monaten, 1 - Häufigkeit in den letzten 3 Jahren abgenommen, 2 - gleichgeblieben, 3 - zugenommen. Mittels polytomer logistischer Regression wurde die Abhängigkeit des Krankheitsverlaufs von den im Jahre 1991 über die Meldeärzte erhobenen Prädiktoren untersucht.

Folgende Einflußfaktoren zeigen in der univariaten Auswertung einen signifikanten Zusammenhang mit der Entwicklung der Anfallshäufigkeit (Odds Ratio > 1 meint einen im Vergleich mit der Referenzkategorie ungünstigen Verlauf, in Klammern: 95% -Konfidenzintervall): Rauchen in der Wohnung: Odds ratio (OR) = l,7 (1,0-3,0), Alter über 1 Jahr (Referenzkategorie: Alter unter 1 Jahr): OR = 3,0 (1,1-8,5), mehr als 5 asthmatische Episoden im Jahr vor der Ersterhebung: OR =2,7 (1,3-5,6), infektassoziiertes Asthma: OR =0,4 (0,2-1,0), Kinderarzt als Meldearzt (Referenzkategorie: Allgemein-/prakt. Arzt): OR =0,4 (0,2-0,8).

Keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf weisen die folgenden Variablen auf: Geschlecht des Kindes, Schulabschluß der Eltern, Region (KV-Bezirk Braunschweig/Hannover/Verden), Vorliegen elterlichen Asthmas, Vorliegen stationärer Aufenthalte wegen der obstruktiven Beschwerden.

In Übereinstimmung mit neueren Studien zeigt sich bei der Mehrzahl der Kinder ein günstiger Verlauf der obstruktiven Atembeschwerden; lediglich 7% der Kinder weisen im 3-Jahres-Verlauf eine Zunahme der Anfallshäufigkeit auf. Rauchen in der Wohnung und Schweregrad des Asthmas sind als Verlaufsprädiktoren bekannt. Die vergleichsweise günstige Prognose infektassoziierter obstruktiver Beschwerden stützt die These, derzufolge die Mehrzahl der Kleinkinder mit ,,asthmatischen" Beschwerden enge, im Zuge von Infekten obstruierende Atemwege aufweist, dabei jedoch kein erhöhtes Risiko für ein Asthma bronchiale im späteren Leben besitzt. Eine frühzeitige Identifizierung der tatsächlichen ,,Risikokinder" würde eine spezifischere, intensivierte Behandlung mit dem Ziel einer Verbesserung des Krankheitsverlaufes ermöglichen.

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