Klin Padiatr 1999; 211(3): 154-160
DOI: 10.1055/s-2008-1043778
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Warum erleiden schon Neugeborene einen ,,Schlaganfall"?

Untersuchungen zum fokalen, arteriellen, ischämischen InfarktWhy do newborns suffer from focal ischemic stroke?G.  Niemann1 , M.  Döbler-Neumann1 , P.  Scheel1 , R.  Klein2
  • 1Neuropädiatrische Abteilung der Kinderklinik der Universität Tübingen
  • 2Medizinische Klinik der Universität Tübingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

In most cases the etiology of the focal ischemic stroke in newborns is still obscure. We considered patients with congenital hemiparesis due to a lesion in the territory of the middle cerebral artery (shown by CT or MRI) as a model of this infarction.
A detailed history including maternal and familiar data was obtained from 9 affected patients. Duplex-sonography was performed and biochemical parameters were analysed in all patients and their mothers.
There were no convincing hints for a prenatal (for instance infecious, traumatic or toxic) origin. Also the reconstruction of the perinatal period could not explain the infarction. Duplex-sonography revealed no anatomic variants of the intra- or extracerebral arteries. Haemostasiological results were within normal limits - except the antiphospholipid antibodies, which were detected in 7 of the 9 families (patient or mother).
The significance of these results is still unknown. We propose, antiphospholipid antibodies and further haemostasiological parameters should be investigated as near as possible to the neonatal period.

Zusammenfassung

Um einen Beitrag zur Ätiologie des neonatalen, fokalen, arteriell-ischämischen Infarktes zu leisten, wurden 9 reifgeborene Kinder mit einer kongenitalen Hemiparese aufgrund eines (in 8 Fällen unilateral-fokalen) kortikal-subkortikalen Defektes im Versorgungsbereich der Arteria cerebri media klinisch-anamnestisch, laborchemisch und duplex-sonographisch (im Alter von 2 bis 15 Jahren) untersucht. Bei den Müttern wurden ebenfalls klinischanamnestische Daten erhoben und laborchemische Analysen durchgeführt.
Anhaltspunkte für eine pränatale - etwa traumatische, infektiöse oder toxische - Ursache fanden sich nicht. Auch die genaue Rekonstruktion der Perinatalzeit (Entbindungsmodus, klinischer Zustand postpartal) erbrachte keine eindeutigen Erklärungen. Anatomische Varianten der Arteria carotis oder der intrazerebralen Arterien kamen duplexsonographisch nicht zur Darstellung.
Die bei Mutter und Kind bestimmten hämostasiologischen Parameter zeigten bis auf die in 7 der 9 Familien bei Mutter oder Patient nachgewiesenen Antiphospholipid- Antikörper keine Abweichungen.
Die Bedeutung dieser Befunde bleibt auch im Kontext der Literatur noch unklar. Sie sollten u. E. Anlaß zu entsprechenden Untersuchungen möglichst nahe am Geburtstag geben. Das Rätsel der Ätiologie des fokalen arteriell-ischämischen Neugeborenen-Infarktes bleibt - in den meisten Fällen - ungelöst, sollte aber im Lichte moderner diagnostischer Methoden neu diskutiert werden.

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