Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68(12): 1145-1146
DOI: 10.1055/s-2008-1039213
Rede

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Grußbotschaft der Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

anlässlich der Eröffnung des 57. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG Hamburg, 16. September 2008Address by the Chairwoman of the Swiss Society of Gynaecology and ObstetricsF. Maurer-Marti1
  • 1Bürgerspital Solothurn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Dezember 2008 (online)

Herr Präsident, Meine Damen und Herren

Ich fühle mich sehr geehrt, Ihnen als Präsidentin der schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe die Grußbotschaft unserer Fachgesellschaft zu überbringen und wünsche Ihnen und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe einen vollen Erfolg für Ihren 57. Kongress.

Wie hier in Deutschland, so findet auch in der Schweiz ein nicht zu übersehender berufspolitischer Wandel statt. Wenn wir unser so vielseitiges Fachgebiet auch weiterhin mit all seinen Facetten ausüben wollen, müssen wir uns diesen Veränderungen stellen. Ganz nach dem Motto Ihrer Tagung: „Durch Gemeinsames Gestalten Gewinnen“!

Die Thematik des Wandels wird in der Schweiz vorwiegend durch folgende Punkte beherrscht:

die demografischen Veränderungen, d. h. die Alterspyramide den hohen Frauenanteil in unserem Fachgebiet und damit auch dem Wunsch nach vermehrter Teilzeitarbeit in Praxis und Klinik den Mangel an qualifizierten Chefärzten und Chefärztinnen der Gefahr der Aufsplitterung unseres Faches durch Ansprüche anderer Fachdisziplinen

zudem

wollen im 3. Studienjahr der Medizin nur 2 % der Studierenden und später nur 12 % die Weiterbildung Gynäkologie und Geburtshilfe in Angriff nehmen besitzen nur 55 % unserer AssistenzärztInnen in Weiterbildung Frauenheilkunde ein schweizerisches Arztdiplom und last but not least: über 80 % der Weiterbildungskandidaten in Frauenheilkunde sind in der Schweiz Frauen

Was läuft hier schief? Wie stellen wir uns diesen Herausforderungen?

Den demografischen Wandel vermögen wir nicht zu beeinflussen, also müssen wir ihn akzeptieren und uns anpassen, aber den Nachwuchs können wir verstärkt fördern und zwar wie folgt:

  • Fähige und interessierte Studierende sollten wir bereits im Studium für unser Fachgebiet motivieren. Hier ist jeder Chef einzeln gefordert.

  • Die Jugend von heute lebt als „Playstation“-Generation, Papier ist passé! Wir müssen ihnen ein attraktives E-Learning-Programm zur Verfügung stellen!

  • Die Betreuung während des Wahlstudienjahres ist zu hinterfragen, zu überdenken und zu intensivieren.

  • Das Schreckgespenst der nächtlichen Überarbeitung in unserem Fach muss entschärft werden.

  • Und das Wort Karriere muss mit jeder, jedem Einzelnen persönlich, konsequent und differenziert angeschaut werden.

Auch in die Weiterbildung dürfen wir das 3. Jahrtausend einbeziehen

  • Simulatoren für Hysteroskopie, Laparoskopie und Geburtshilfe gehören in ein modernes Logbuch. Sie schaffen ideale Voraussetzungen und Skills, bevor der erste Echteinsatz erfolgt.

  • Ein hochentwickeltes E-Learning-Konzept, wie wir es mit EGONE anbieten können, wird von unserem Nachwuchs rege benutzt und sehr geschätzt.

Ein weiteres berufspolitisches Thema heißt: „Der Arzt/die Ärztin der Frau“

Oft sind wir Gynäkologen die einzigen Ärzte, die von einer Frau über viele Jahre konsultiert werden. Hier müssen wir aufmerksamer werden. Zu einer Jahreskontrolle gehört nicht nur eine gynäkologische Kontrolle, sondern eine ganzheitliche Betrachtung der Frau. Prävention bezüglich Lifestylefragen wie Adipositas, Nikotinabusus, Ernährung und Sport gehört in unseren Alltag!

Ein echtes Branding muss entstehen: Wir sind die „Ärzte der Frau“.

Und schließlich zur Feminisierung:

  • Der hohe Frauenanteil in unserem Fach schreit nach Anpassung.

  • Spezielle Bedingungen, welche die Arbeit von uns Frauen erleichtern, müssen geschaffen werden.

    • Moderne Führungsformen!

    • An Jobsharing auf Kaderebene müssen wir uns gewöhnen!

    • Teilzeitstellen

    • Tagesschulen

    • Krippen, die auf unsere Bedürfnisse angepasst sind. Es nützt uns wenig, wenn diese bereits um 18.00 Uhr schließen.

Dr. med. Franziska Maurer-MartiPräsidentin SGGG, Chefärztin Frauenklinik

Schöngrünstraße 38

CH 4500 Solothurn

eMail: fmaurer_so@spital.ktso.ch

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