Notfallmedizin up2date 2008; 3(4): 321-341
DOI: 10.1055/s-2008-1039111
Allgemeine Prinzipien der Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Telemedizin

René Handschu, Michael Oeff, Antonio Ernstberger
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Publication Date:
08 December 2008 (online)

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Kernaussagen

Als Telemedizin wird der Einsatz der Telekommunikation für Zwecke der medizinischen Diagnostik und Therapie zur Überbrückung räumlicher Distanzen bezeichnet. Telemedizinische Anwendungen bestehen in den verschiedensten medizinischen Fachgebieten mit unterschiedlichster Zielsetzung: von der Bildübermittlung und ‐befundung in der Teleradiologie bis zur interaktiven Steuerung in der computerassistierten Telechirurgie.

Telemedizin in der Schlaganfallversorgung

Die Telemedizin nimmt in der Schlaganfallversorgung derzeit eine stürmische Entwicklung und wird in allen Abschnitten der Versorgungskette bereits eingesetzt. In der Akutversorgung gibt es bereits verschiedene Netzwerke zur Routineanwendung (z. B. STENO, TEMPIS, TESS). Eine Verbesserung der Versorgungsqualität ist allerdings nur in Zusammenhang mit Fortbildung und Qualitätsmanagement berichtet. In der Prähospitalversorgung gibt es erste Pilot-Projekte (z. B. Stroke-Angel). Studien zur Effektivität und Effizienz existieren bislang allerdings nur ansatzweise.

Telemedizin bei kardiologischen Ereignissen und Erkrankungen

Die prästationäre Tele-EKG-Übertragung beim akuten Koronarsyndrom, speziell dem ST‐Strecken-Hebungsinfarkt, ist ein wesentliches Element für die Diagnostik, die Planung des weiteren therapeutischen Vorgehens und die Bereitstellung der dafür erforderlichen Ressourcen. Die möglichst frühzeitige Diagnosestellung führt gemeinsam mit im Netzwerk verabredeten Patientenpfaden zu einer signifikanten Beschleunigung der Entscheidungsfindung und der Durchführung interventioneller Prozeduren.

Die Tele-EKG-Übertragung seltener Herzrhythmusstörungen, für die eine lange Beobachtungsphase erforderlich ist, ermöglicht häufig erstmals das Stellen einer zuverlässigen Diagnose. Notfallmäßige Situationen können durch gleichzeitige verbale Kommunikation zufriedenstellend erkannt werden.

Auch die akute Dekompensation einer mittels Telemonitoring betreuten chronischen Herzinsuffizienz durch das Auftreten belastender Faktoren kann zu kardiovaskulären Notfällen führen und ist damit auch für die Notfallmedizin relevant.

Telemedizin in der Unfallchirurgie

Das Schlagwort Telemedizin in der Unfallchirurgie – primär eher nur mit klinikgebundener Teleradiologie verbunden – zeigt breite Anwendungsmöglichkeiten über die gesamte Zeit der Patientenbehandlung, vom Notruf über die Rettungskette bis zur Rehabilitation und der Home-Care-Medizin.

Momentan sind die telemedizinischen Anwendungen in der Unfallchirurgie eher noch Insellösungen, nationale sowie internationale Standards müssen noch geschaffen werden.

Durch die Bildung von Traumanetzwerken in Deutschland, u. a. mit dem Auftrag, die Telemedizin in den Regionen voranzutreiben, könnte es hier in naher Zukunft zu einem deutlichen Aufschwung und zu einer Vereinheitlichung der Anwendungen kommen.

Literatur

PD Dr. R. Handschu

Neurologische Klinik am Universitätsklinikum Erlangen
Kopfklinik

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen

Phone: 0 91 31/8 53-40 07

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