Notfallmedizin up2date 2008; 3(2): 101-119
DOI: 10.1055/s-2008-1038681
Allgemeine Prinzipien der Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interdisziplinäre Notfallaufnahme - aktueller Stand und Ausblick

Carsten Gimmler, Rajan Somasundaram, Christoph Wölfl, André Gries
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Juni 2008 (online)

Kernaussagen

  • Interdisziplinäre Notfallaufnahmen (NFA) sind in Krankenhäusern erster Anlaufpunkt für Patienten mit ganz unterschiedlichen medizinischen Problemen. Hier wird im Idealfall unter Einbindung der Expertise aller für das Krankheitsbild infrage kommenden Fachdisziplinen die Diagnostik initiiert, die Ersttherapie eingeleitet und der weitere klinische Weg gebahnt bzw. die Indikation für eine stationäre Aufnahme geprüft. Durch zentrale Notfallaufnahmen als Anlaufstelle für alle Patienten können somit unnötige Mehrfachvorhaltungen von Personal und anderen Ressourcen vermindert und Kosten eingespart werden. Irrwege und Zeitverzögerungen bei Diagnostik und Therapie werden vermieden.

  • In der interdisziplinären Notfallaufnahme entfällt die Zuweisung des Patienten zu einer Fachrichtung; die Behandlung erfolgt zunächst durch den Dienst habenden Aufnahmearzt. Er muss vor allem akute vitale Bedrohungen erkennen, sofort behandeln und die notwendige Diagnostik veranlassen. Die Implementierung frühzeitiger Behandlungsalgorithmen insbesondere für zeitkritische Notfallsituationen wie Polytrauma, ACS oder Schlaganfall, trägt wesentlich zur besseren medizinischen Versorgung und Qualitätssicherung bei.

  • Während entsprechende Weiterbildungen für nicht-ärztliches Personal bereits angeboten werden, existiert für das ärztliche Personal bislang keine spezielle Qualifikation für innerklinische Notfallmedizin.

  • Die Autoren plädieren für zentrale Notfallaufnahmen mit interdisziplinärer Betreuung unter eigener Leitung und mit eigenem Personal. Ideal ist die Angliederung einer Aufnahme- bzw. Kurzliegestation, auf der Patienten zur weiteren Diagnostik und Beobachtung bleiben können, bis interdisziplinär eine Entscheidung zur weiteren Versorgung getroffen wird (zum Beispiel am nächsten Morgen). So können nächtliche Verlegungen und gelegentlich sogar eine Verlegung auf die Intensivstation vermieden werden.

  • Für die kommenden Jahre ist mit einer deutlich zunehmenden Zahl interdisziplinärer Notfallaufnahmen in Deutschland zu rechnen.

Literatur

Prof. Dr. André Gries

Interdisziplinäre Notfallaufnahme
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