Geburtshilfe Frauenheilkd 1984; 44(4): 205-218
DOI: 10.1055/s-2008-1036879
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gewichts-Längen-Beziehung Neugeborener.* Eine neue Methode zur somatischen Beurteilung - Standardwerte

The Weight Length Correlation of the Newborn as a New Method for Somatic Evaluation and Report of Standard ValuesE.-C. Miller
  • Bereich »Präpartale Betreuung, Diabetes und Schwangerschaft« (Leiter: Dr. med. E.-C. Miller) der Frauenklinik des Krankenhauses Berlin-Kaulsdorf (Ärztlicher Direktor: Med.-Rat. Dr. med. W. Bab)
* Auszugsweise vorgetragen auf dem 10. Deutschen Kongreß für Perinatale Medizin, Berlin 9. 12. 1981
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer Auswertung von mehr als 30000 Geburten der Jahre 1959 bis 1980 werden die Beziehungen zwischen Gewicht und Länge der Neugeborenen bei Geburt und sie beeinflussende Faktoren (Neugeborenengeschlecht, Geburtsjahrgang, mütterliches Alter und Parität) untersucht.

Seit 1965 wird diese Beziehung durch den Jahrgang nicht mehr beeinflußt; es wird weiter festgestellt, daß etwa bei jeder 10. Erstgebärenden nicht die Referenzwerte der Mehrgebärenden erreicht werden. Bei I. Parae unterhalb von 17 Jahren und oberhalb von 26 Jahren ist dieser Anteil noch größer (über 15%); es scheint dem Autor deshalb sinnvoll, Erstgebärende zur Normwerterhebung nicht mit heranzuziehen.

Knapp 9000 Neugeborene von Mehrgebärenden werden mit entsprechend detaillierter Begründung zur Erstellung eines Standards ausgewählt. Die Beziehung scheint geschlechtsunabhängig, so daß Knaben und Mädchen nach einem gemeinsamen Standard beurteilt werden können.

Es wird ein neues Konzept zur Beurteilung des somatischen Status Neugeborener zur Diskussion gestellt und vom Autor nachdrücklich empfohlen. Dieses Konzept entspricht der üblichen Praxis, die auch für jeden späteren Lebenszeitpunkt Gültigkeit hat: Beurteilung der Körpergröße an der Tragzeit nach überall regional gültigen Längen/SSW-Standards in makrosom, normosom und mikrosom sowie der Körperfülle mit einem neuen Gewichts/Längen-Standard (Abbildung 10).

Die Vorteile werden anhand von mehreren Beispielen eindrucksvoll herausgestellt und diskutiert. Der Vergleich mit dem bisher üblichen Vorgehen der Beurteilung Neugeborener nach Gewicht/SSW gibt differente Einschätzungen in etwa ⅓ der Fälle; es wird - neben anderen markanten Beispielen - verdeutlicht, daß Neugeborene mit pathologischem outcome (perinatale Mortalität, RDS) mit dem vorgestellten Konzept wesentlich besser zu erfassen sind als mit dem z. Zt. üblichen.

Dies hat einmal Konsequenzen für die Betreuung, d. h. für eine optimale Versorgung und Überwachung der Neonaten. Zum anderen stehen für wissenschaftliche Auswertungen für eine ganze Reihe von Problematiken - z. B. Fetopathie, Frühgeburt, Mangelgeburt usw. - exaktere Parameter für differenziertere Analysen zur Verfügung und die Gefahr von Fehlinterpretationen und damit falschen Schlußfolgerungen wird vermindert werden können.

Abstract

Over 30,000 deliveries from 1959 to 1980 were evaluated regarding the correlation between birth weight and length of the newborn. The factors influencing the ratios such as sex of the newborn, year of birth and maternal age and parity were investigated.

Since 1965, the correlation has no relationship to the year of birth. It was further found that in almost every tenth primigravida the values of the multiparas were not applicable. In primigravidas below age 17 and over age 26 the proportion was 15%. The author therefore proposes that primigravidas are not included into the normal values.

About 9,000 neonates of multiparas were used to establish a standard. The correlation is independent of the sex. Male and female newborns can therefore be evaluated by the same standard.

A new concept for the evaluation of the somatic state of a newborn was discussed and recommended by the author. This concept uses the usual method which is also used later in life. Evaluation of the body length is correlated to the length of gestation according to length/SSW standards into macrosome, normosome, and microsome and evaluation of the body with a new weight length standard (Figure 10).

The advantages are described in several examples. The comparison of the usual evaluation of newborns by weight/SSW with the new concept shows that more differentiated evaluation is possible in about ⅓ of the cases, especially cases with perinatal mortality and RDS. The optimal treatment and observation of the newborn is improved. The scientific evaluation of such problems as fetopathy, premature delivery and dysmature delivery becomes more exact. The danger of misinterpretations and wrong conclusions is diminished.

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