Geburtshilfe Frauenheilkd 1984; 44(10): 659-664
DOI: 10.1055/s-2008-1036326
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Beobachtungen zur zeitlichen Aufeinanderfolge befundeter Schwangerschaftsrisiken

Observations on the Sequence in Time of Pregnancy Risks Based on various FindingsH. Elser, H.-J. Eißner, A. Hinz
  • Frauenklinik im Klinikum Großhadern (em. Direktor: Prof. Dr. K. Richter) Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Statistik und Biomathematik München (Direktor: Prof. Dr. K. Überla)
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer prospektiven Studie wurden bei 383 Schwangeren das zeitliche Auftreten, die Dauer und die wechselseitigen Interaktionen von Schwangerschaftsrisiken untersucht. 35% der Frauen mit Blutungen in der Frühschwangerschaft bekamen später vorzeitige Wehen (p <0,01). Das relative Risiko vorzeitiger Wehen liegt bei Schwangeren mit Blutungen in der Frühschwangerschaft gegenüber dem Kollektiv ohne Blutungen um den Faktor 2,2 höher. Hinsichtlich Beginn und Dauer der beiden Risiken zeigte sich kein Unterschied zwischen den untersuchten Kollektiven.

54% der Schwangeren, bei denen man eine Cerclage wegen Zervixinsuffizienz durchführte, hatten auch vorzeitige Wehen (p <0,001). Nach Legen einer Cerclage folgten bei 40% der Schwangeren im weiteren Verlauf vorzeitige Wehen nach, was einem relativen Risiko von 2,3 gegenüber dem Kollektiv ohne Cerclage entspricht. Vorzeitige Wehen mit nachfolgender Cerclage traten früher auf (21. Woche) und dauerten länger (13 Wochen) als bei umgekehrter Reihenfolge bzw. bei isoliertem Vorhandensein vorzeitiger Wehen. Stellte sich zuerst die Zervixinsuffizienz und nachfolgend vorzeitige Wehen ein, so lag der Zeitpunkt der Geburt mit 36 Wochen deutlich früher als in den Kontrollkollektiven.

Zwischen den Risiken Harnwegsinfekte und vorzeitige Wehen bestand kein auffälliger Zusammenhang.

Dagegen bekamen 32% der Schwangeren mit Harnwegsinfekten eine EPH-Gestose, was einem relativen Risiko von 2 entspricht (p <0,001). Die Ergebnisse zeigen, daß sich aus dem Vorhandensein bestimmter befundeter Schwangerschaftsrisiken deutliche und spezifische Hinweise auf das mögliche Eintreffen anderer Risiken ergeben.

Abstract

A prospective study was conducted with 383 pregnant women concerning the occurrence in respect of time, the duration, and the mutual interactions of pregnancy risks. 35 per cent of the women with hemorrhages during early pregnancy later had premature labour pain (p <0.01). The relative risk of premature labour is greater by the factor 2.2 in pregnant women with hemorrhages during early pregnancy than in women without haemorrhages. There was no difference between the investigated groups in respect of onset and duration of these two risk factors. 54 per cent of the pregnant women in whom circular sature of the cervix according to Shirodkar had been performed, also had premature labour pain (p <0.001).After the performance of the Shirodkar suture, premature labour followed in 40% of the pregnant women during the further course of pregnancy, corresponding to a relative risk of 2.3 compared with the group without Shirodkar. Premature labour with subsequent Shirodkar cerclage occurred earlier (21st week) and lasted for a longer time (13 weeks) than with the reverse sequence or if premature labour occurred alone. If cervical insufficiency oecurred first, followed by premature labour, the time of birth was definitely much earlier (36 weeks) than with the controls.

There was no evident connection between the risks “infections of urinary tract” and “premature labour”.

On the other hand, 32 per cent of the pregnant women with urinary tract infections suffered an EPH gestosis, corresponding to a relative risk of 2 (p <0.001). The results show that clear and specific pointers towards the possible occurrence of other risks can be derived from the presence of certain pregnancy risks based on specific findings.

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