Geburtshilfe Frauenheilkd 1984; 44(9): 566-569
DOI: 10.1055/s-2008-1036303
Geburtshilfe

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Zum Problem der plazentaren Stammzottengefäßverschlüsse. Untersuchungen an einer in utero verbliebenen Zwillingsplazenta nach selektiver Sectio parva

The Problem of Obstruction of the Stem Arteries in the Remaining Twin Placenta Following Selective Sectio ParvaR. Bassermann1 , H. Arnholdt1 , D. Berg2
  • 1Pathologisches Institut der Universität München (Dir.: Prof. Dr. M. Eder)
  • 2I. Frauenklinik der Universität München (Dir.: Prof. Dr. J. Zander)
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei einer Zwillingsschwangerschaft einer 41jährigen Patientin wurde in der 23. Schwangerschaftswoche eine selektive Sectio parva durchgeführt, da bei einer Fruchtwasseruntersuchung nach Amniozenthese bei einem der Zwillinge eine freie Trisomie 21 nachgewiesen wurde. Der andere, gesunde Zwilling wurde mit der in utero verbliebenen Plazenta des kranken Zwillings in der 28. Schwangerschaftswoche vorzeitig geboren. Während die Plazenta des gesunden Zwillings altersentsprechend ausgereift war, zeigte die in utero verbliebene Plazenta des vorzeitig entfernten Zwillings ausgedehnte Stammzottengefäßverschlüsse mit partieller Avascularität der Zotten, entsprechend dem Bild einer sog. Endarteriitis obliterans. Da der vorzeitig entfernte Zwilling zur Zeit der Sectio-parva keine Dystrophiezeichen aufwies, muß angenommen werden, daß seine Plazenta zu diesem Zeitpunkt noch regelrecht ausgebildet war, so daß die jetzt beobachteten plazentaren Veränderungen Folge des fetalen Kreislaufstillstandes sind. Das bedeutet aber, daß die Endarteriitis obliterans nicht nur Ursache eines intrauterinen Fruchttodes sein kann, wie von vielen Autoren bisher angenommen wurde, sondern auch seine Folge bzw. Folge des fetalen Kreislaufstillstandes. Bei dystrophen Totgeburten mit Stammzottengefäßverschlüssen liegt somit wahrscheinlich eine andere Ursache für den intrauterinen Fruchttod vor als der fetale Kreislaufstillstand, bei altersentsprechend ausgereiften Totgeborenen und kurze Zeit zurückliegendem Fruchttod muß der fetale Kreislaufstillstand primär für das Auftreten der Stammzottengefäßverschlüsse verantwortlich gemacht werden.

Abstract

During a twin pregnancy of a 41-year old woman, a selective sectio parva was performed, without removing the placenta, in the 23rd week of gestation. An amniotic fluid examination after routine amniocentesis showed a free trisomy 21 in only one of the twins. The twin with normal caryotype was delivered in the 28th week. His placenta was well developed, whereas the placenta of the other child showed severe obliterations of the stem arteries with partial avascularity of the villi. The histological aspect was that of a so-called “endarteriitis obliterans”. Since the twin delivered via sectio parva showed no signs of dystrophy, we presume that at the time of delivery his placenta had developed regularly. The changes of the placenta, demonstrated by histological examinations, seemed to be caused by the stopping of the foetal blood circulation. We suggest that the intrauterine death is not caused by “endarteriitis obliterans” only as often described previously. Obviously, the morphological picture of Endarteriitis obliterans can be the result of cessation of foetal blood circulation. Obliteration of stem arteries might be the main reason for the stillbirth with significant signs of dystrophy. The similar histological picture in placentae of normally developed stillbirths is obviously caused by discontinuation of foetal blood circulation.

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