Geburtshilfe Frauenheilkd 1986; 46(11): 813-816
DOI: 10.1055/s-2008-1035972
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sexualverhalten nach primärer Strahlentherapie des Zervixkarzinoms

Sexual Behaviour after Primary Radiotherapy of Cervical CarcinomaElisabeth Lasnik, G. Tatra
  • II. Universitäts-Frauenklinik; Ordinariat für gynäkologische Strahlentherapie, Strahlenabteilung der I. und II. Universitäts-Frauenklinik Wien
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anhand eines Fragebogens wurden 57 Patientinnen nach primärer Strahlentherapie eines Zervixkarzinoms, Stadium I-III, über ihr Sexualleben befragt. Die Frauen standen zu Behandlungsbeginn im Alter zwischen 30 und 65 Jahren und waren sexuell aktiv. Die Partnerbeziehung vor der Behandlung wurde von 50 Frauen (87,7%) als harmonisch bezeichnet. In 5,2% der Fälle war die Beziehung im Anschluß an die Therapie gestört. Als Gründe wurden psychische Belastung und Kohabitationsstörungen genannt.

Von den weiterhin sexuell aktiven Frauen gaben 50% Kohabitationsbeschwerden an, die in allen Fällen durch mangelnde Lubrikation, in 20,8% durch anatomische Veränderungen bedingt waren. Innerhalb von 3 Monaten nach Abschluß der Strahlentherapie hatten 33,3% den ersten Geschlechtsverkehr, 9 Frauen (15,7%) nahmen von Kohabitationen völlig Abstand. Die Kohabitationsfrequenz war bei 68,4% der Befragten herabgesetzt. Als Grund dafür wurde am häufigsten Angst vor einem Rezidiv durch den Geschlechtsverkehr (31,6%), Furcht vor Schmerzen (29,8%) sowie Libidoverlust (38,6%) angeführt, selten jedoch organische Beschwerden.

Während vor der Therapie 14% der Frauen keinen Orgasmus erlebten, waren es nachher 52%; nur 39,6% erreichten regelmäßig einen sexuellen Höhepunkt. Das Sexualleben war bei gut informierten Frauen, die in einer harmonischen Partnerbeziehung lebten und frühzeitig wieder Kohabitationen aufnahmen, nicht beeinflußt.

Die Ergebnisse bestätigen die Wichtigkeit eines aufklärenden Gespräches im Anschluß an die Karzinomtherapie, bei dem Fragen bezüglich des Sexuallebens nicht ausgeschlossen werden dürfen.

Abstract

57 women with invasive cervical carcinoma treated by primary Irradiation were asked by means of a questionnaire about their partnership, especially about their sexual life.

9 women (15.7%) had no more sexual intercourse.

50% of those 48 patients who were sexually active also after the treatment had marked discomfort during coitus due to lack of lubrication. They reported pain caused by a short or narrow vagina less often (20.8%). Only 33.3% had their first intercourse 3 months after the irradiation, frequency of cohabitation was reduced in 68.4% of the patients. The reason for this was fear of recurrence of the cancer, fear of pain and lack of libido: 57.9% of the women mentioned reduced libido. Before irradiation 14% had no orgasm during the coitus, but 52% had none after treatment. The sexual life was not disturbed in those women who had been well informed about the consequences of the irradiation and who had their first intercourse soon after the therapy.

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