Geburtshilfe Frauenheilkd 1987; 47(5): 297-307
DOI: 10.1055/s-2008-1035826
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Risiko-Nutzen-Analyse einer hCG-500-kcal-Reduktionsdiät (Cura romana) bei Frauen

Risk/Benefit Analysis of hCG Injections in Female Patients undergoing a 500 kcal Diet for Weight ReductionT. Rabe, S. Richter, L. Kiesel, B. Runnebaum
  • Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Benno Runnebaum)
  • Universitäts-Frauenklinik Heidelberg (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Fred Kubli)
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Der britische Arzt A. T. W. Simeons beschrieb 1954 eine neue Methode zur Gewichtsabnahme als Kombination einer Reduktionsdiät (500 kcal) mit täglichen Injektionen von hCG (125 IE i.m.). Hierdurch kommt es während der 6wöchigen Diät zwar nicht zu einer größeren Gewichtsabnahme als ohne hCG, aber angeblich fällt es den Patienten mit Hilfe von hCG leichter, die Diät einzuhalten und an bestimmten Körperpartien (z.B. Hüfte, Bauch, Oberschenkel) vermehrt abzunehmen.

Seit der Erstbeschreibung dieser Methode haben sich verschiedene Untersucher mit der Wirksamkeit der »Cura romana« bei Männern und Frauen auseinandergesetzt. Von den 10 Studien mit positiver Aussage im Hinblick auf die hCG-Anwendung (d. h. Normalisierung der Körperproportionen, erträgliches Hungergefühl) waren nur zwei Doppelblindstudien (hCG gegen Plazebo), die restlichen Erfahrungsberichte sowie nicht kontrollierte Studien. Von den 10 Studien mit negativen Aussagen (keine Unterschiede in den Behandlungsgruppen in bezug auf Gewicht, Körperproportionen und Hungergefühl) waren vier kontrollierte Studien (hCG gegen Kontrolle ohne hCG) sowie 6 Doppelblindstudien. Hierzu zählt auch die einzige deutsche kontrollierte Studie (hCG gegen Kontrolle ohne hCG), die 1981 von Rabe u. Mitarb, durchgeführt wurde; insgesamt wurden 82 prämenopausale Probandinnen randomisiert. Mit und ohne hCG haben die Probandinnen bei gleichzeitiger 500- kcal-Diät innerhalb von 4 Wochen durchschnittlich 5 bis 8 kg abgenommen, ohne daß bestimmte Körperproportionen bevorzugt betroffen waren; Hungergefühl und Wohlbefinden waren in beiden Gruppen gleich stark.

In den neueren Veröffentlichungen, die z.T. gut dokumentierte Doppelblindstudien beschreiben, wird die hCG-Diätkur weitgehend abgelehnt. Die Befürworter der hCG-Diätkur müssen nach dem neuen AMG die Wirksamkeit in kontrollierten Studien erst noch beweisen. Bis dahin gilt die Meinung der Kommission für Hormontoxikologie, die hCG bei einer Diätkur für nutzlos hält und davor warnt (Bolt 1982a, Bolt 1982b).

Abstract

The British physician A. T. W. Simeons described in 1954 a new method for dieting. He combined a reduction diet (500 kcal per day) with daily injections of the pregnancy hormone human chorionic gonadotropin (hCG) (125 IU i.m.). According to Simeons the patient should not lose more weight during a 4-to-6 weeks' diet than without hCG, but the injections should facilitate to maintain the diet and to lose body weight at specific parts of the body (e.g. hip, belly, thigh).

After the first publication various studies conducted with male and female patients analysed the efficacy of the “Cura romana”. 10 of these studies showed positive and another 10 studies negative results with regard to hCG-related weight reduction. Two of these studies with positive results were double-blind studies (hCG vs. placebo). Most of them were reports on therapeutical experiences and were not controlled studies. According to these reports the body proportions normalized and the feeling of hunger was tolerable. Four out of 10 studies with negative results were controlled studies (hCG vs. control without hCG), whereas 6 were double-blind studies. These studies showed a significant weight reduction during dieting, but no differences between treatment groups in respect of body weight, body proportions and feeling of hunger. One of them is the only German study conducted by Rabe et al. in 1981 in which 82 randomised premenopausal volunteers had been dieting either with hCG or without hCG injections.

In recent publications describing mostly well-documented double-blind studies authors largely reject hCG administration in dieting. Supporters of the hCG diet must prove the efficacy of this method in controlled studies according to the German Drug Law. Until then the opinion of the German steroid toxicology panel is still valid, that hCG is ineffective in dieting and should not be used (Bolt 1982a, 1982b).

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