Klin Padiatr 1980; 192(6): 613-619
DOI: 10.1055/s-2008-1035652
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hypergalaktosämien im Neugeborenenalter durch das Österr. Programm zur Früherfassung angeborener Stoffwechselanomalien in 12 Jahren aufgedeckt

Hypergalactosemia in Newborns as Uncovered by the Austrian Screening Program in 12 YearsO.  Thalhammer , Susanne  Scheibenreiter , Elisabeth  Knoll , Eva  Wehle
  • Aus der Abt. f. Neonatologie und angeborenen Störungen an der Univ.-Kinderklinik Wien
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

The Austrian Screening Program examined during 12 years 1,002.424 newborns and uncovered 23 cases of Galactosemia by Transferase deficiency, 6 by Kinase deficiency as well as 1 case of Phosphoglucomutase deficiency, 1 of porto-caval shunt and 1 congenital liver cirrhosis.

Among the 23 Transferase deficiencies 18 took a fulminating course and 8 of these died. Since introduction of exchange transfusion as emergency treatment and acceleration of the screening procedure only 2 among 11 have died.

Half of all Galactosemia cases, Transferase and Kinase, show already at the first examination (2. week) a cataract which however is reversible. In contrast to Kinase deficiency all cases of Transferase deficiency exhibite mental retardation if they grow older. Since treatment is early (9, 7 days), easy and the IQ already at 4 years 10 points below that of treated PKU's of same age a congenital brain damage has to be considered.

Galactosemia by Transferase deficiency is in Western-Austria significantly more frequent than in Eastern-Austria. 17 boys compare with 6 girls. Among 6 cases of Galactosemia by Kinase deficiency 1 belonged to a Gippsy and 2 to Yougoslavian guest worker families.

The 23 cases with Transferase deficiency had 45 siblings among whom 11 also were galactosemia In 8 sibships the clinical course was of the same typ, but in 1 family one child showed the fulminating the other the subacute course.

Zusammenfassung

Durch das Österr. Programm zur Früherfassung angeborener Stoffwechselanomalien wurde unter 1,002.424 untersuchten Neugeborenen 23 Fälle von Galaktosämie durch Gal-1-phosphat-Uridyl-Transferase-Mangel und 6 durch Galakto-kinase-Mangel, sowie je 1 Fall von angeborener Leberzirrhose, porto-cavalem Shunt und Phosphogluco-Mutase-Mangel aufgedeckt.

Unter den 23 Fällen von Transferase-Mangel wiesen 18 die perakute Verlaufsform auf; von ihnen starben 8. Nach Einführung großer Austauschtransfusion als Notfallstherapie und Beschleunigung der diagnostischen Maßnahmen starben von 11 perakuten Fällen jedoch nur mehr 1 an der Grundkrankheit (Verwaltungsumwege) und 1 auswärts an Embolie bei Austauschtransfusion. Von 15 solchen überlebenden Fällen wiesen 6 Katarakte auf, die jedoch reversibel waren. Von 13 bis zum Abschluß der vorliegenden Analyse mindestens ein Jahr alten Kindern konnten 11 durch uns ein- bis viermal psychometriert werden. Alle weisen eine leichte, mit zunehmendem Alter deutlicher werdende intellektuelle Retardierung auf. Wegen des sehr frühen Therapiebeginnes (9, 7 Tage) und der relativen Problemlosigkeit der Diätbehandlung muß eine bereits pränatal gesetzte Hirnschädigung erwogen werden. Galaktosämie durch Transferase-Mangel ist in West-Österreich signifikant häufiger als in Ost-Österreich und betrifft fast dreimal so häufig Knaben als Mädchen.

Galaktosämie durch Kinase-Mangel stellt mit 20% aller klinisch relevanten Galaktosämien zumindest in Österreich ein ins Gewicht fallendes Kontigent und sollte daher durch die eingesetzten Suchteste erfaßt werden. Auch unter diesen 6 wiesen 3 Katarakte auf, die intellektuelle Entwicklung war jedoch, von einem aus anderer Ursache angeboren tauben Kind abgesehen, völlig normal. Die Häufigkeit in West- und Ost-Österreich erscheint gleich, jedoch fällt auf, daß von 6 Fällen 1 aus Zigeuner- und 2 aus jugoslawischen Gastarbeiter-Familien stammen.

Die Patienten mit Galaktosämie durch Transferase-Mangel hatten insgesamt 45 Geschwister, von denen 11 ebenfalls die Störung aufwiesen. Von 8 vor dem Indexfall geborenen sind 5 unter charakteristischen Umständen gestorben, die 3 überlebenden (subakute Form) weisen irreversible Linsentrübungen und erhebliche intellektuelle Retardation auf. In 3 Familien zeigten alle galaktosämischen Geschwister die perakute, in 4 anderen Familien jeweils beide Geschwister die subakute Verlaufsform. In 1 Familie wies jedoch ein Kind die subakute, das andere die perakute Verlaufsform auf. Als Ursache dafür wird Allelie bei modifizierenden Genen für wahrscheinlich gehalten.

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