Abstract
Two sisters with constitutional aplastic anemia combined with chromosome anomalies
typical of Fanconi's anemia, but without malformations (as first described by Estern
and Damsel) presented with pancytopenia. A partial response to treatment with androgens
and/or steroids could be achieved in both patients lasting several years. Although
the peripheral white cell count returned to approximately normal values, the function
of these granulocytes remained defective. The important clinical relevance of this
finding was obvious in the younger, 11 year old sister, who showed from the time of
diagnosis at the age of 5 years until death six years later recurrent severe, bacterial
infections with predominant skin involvement. In contrast her elder, 17 year old sisters
had no essential problems during the course of her disease. The first event of sepsis
occurred six years post diagnosis along with a rapid worsening of the pancytopenia.
The different susceptibilities of both sisters to bacterial infections correlated
well with the defect of the in vitro phagocytosis but not with the in vitro chemotaxis.
The spontaneous chromosome anomalies detected in the peripheral lymphocytes of both
patients consisted of chromatid gaps, breaks and exchange configurations. The elder
sister with the less severe clinical course showed the higher percentage of chromosomal
aberrations (68% abnormal cells versus 30% in the younger sister). The sister-chromatid-exchange
(SCE) analysis in this patient gave the same results as in normal individuals. And
Additional finding was a blood group chimerism in the younger patient which, to our
knowledge, has not been described in connection with constitutional aplastic anemia
before. The analyses of the blood group with fluorescent antibodies showed that about
10% of the erythrocytes had blood group A and the rest blood group 0 (null).
This report demonstrates the clinical relevance of functional defects of granulocytes
in aplastic anemia. In addition, we could detect in our patients chromosome anomalies
typical for Fanconi's anemia, however no aberrations which might be specific for the
Estren-Dameshek type of aplastic anemia.
Zusammenfassung
Zwei Schwestern mit familiärer aplastischer Anämie werden vorgestellt, bei denen die
Panmyelopathie mit typischen Chromosomenanomalien für eine klassische Fanconi Anämie
verbunden war, die aber keine Mißbildungen aufwiesen. Somit entsprachen sie den von
Estren und Dameshek erstmals beschriebenen Fällen. Beide Mädchen sprachen über Jahre
auf eine Therapie mit Androgenen und/oder Steroiden an. Trotz weitgehender Normalisierung
der peripheren Granulozytenzahlen kam es bei beiden aber nur zur Ausschüttung von
funktionell defekten Granulozyten, Dieser Funktionsdefekt war bei der jüngeren, 11
Jahre alten Schwester von erheblicher klinischer Relevanz, da sie vom Zeitpunkt der
Diagnosestellung im Alter von 5 Jahren bis zu ihrem Tod 6 Jahre später an schweren
polytopen, bakteriellen Infektionen litt, mit Bevorzugung der Haut, während die ältere,
17 Jahre alte Schwester einen weitgehend problemlosen Krankheitsverlauf zeigte und
erst 6 Jahre nach Diagnosestellung erstmalig im Rahmen einer akuten Verschlechterung
der Panmyelopathie eine Sepsis bekam. Mit dieser unterschiedlichen Infektionsanfälligkeit
war der Grad des Phagozytosedefektes gut korreliert, während dieses für die Chemotaxisstörung
nicht zutraf. Die bei beiden Patientinnen gefundenen, spontanen Chromosomenanomalien
in peripheren Lymphozyten bestanden aus Chromatidgaps und -brüchen sowie Austauschfiguren
(exchanges), wobei die ältere Schwester mit dem leichteren klinischen Verlauf die
größere Chromosomeninstabilität zeigte (68% aberrante Zellen gegenüber 30% bei der
jüngeren Schwester). Eine sister-chromatid-exchange (SCE) Analyse bei dieser Patientin
zeigte normale Austauschraten. Ein seltener zusätzlicher Befund war ein Blutgruppenchimärismus
bei der jüngeren Patientin, der unseres Wissens nach bisher nicht in Kombination mit
familiären aplastischen Anämien beschrieben wurde. Immunfluoreszenzoptisch wiesen
dabei etwa 10% der Erythrozyten die Blutgruppe A, der Rest die Blutgruppe 0 (Null)
auf.
Hauptanliegen aber war es, auf die Bedeutung des Granulozytenfunktionsdefektes bei
dieser Panmyelopathie hinzuweisen. Darüber hinaus konnten wir die klassischen Chromosomenanomalien
der Fanconi Anämie nachweisen. Zusätzliche für den Typ Estren-Dameshek möglicherweise
spezifische Veränderungen fanden sich nicht.