Klin Padiatr 1985; 197(1): 50-57
DOI: 10.1055/s-2008-1033926
KASUISTIKEN

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Holoprosenzephalie - Klinisches Erscheinungsbild und genetische Beratung in sechs Fällen

Holoprosencephaly Malformation Complex: Clinical manifestations and Genetic Counselling in six Cases without Chromosomal AnomaliesM.  Brackertz1 , D.  Schindler1 , T.  Grimm1 , V.  Zahn2
  • 1Institut für Humangenetik der Universität Würzburg
  • 2Frauenklinik des Elisabeth-Krankenhauses Straubing
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Publication History

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Inadequate midfacial and forebrain development may result from constitutional chromosome aberrations, gene defects and, possibly, from as yet unidentified teratogenetic agents. The spectrum of clinical manifestations ranges from cyclopia with grossly incomplete organogenesis of the forebrain to apparently minor deviation from normal midface morphogenesis presenting as hypotelorism or absence of the philtrum.

Such minor facial dysmorphias may, however, be likewise accompanied by severe anomaly in brain development and function. We report six cases of holoprosencephaly defects in children without demonstrable chromosomal anomalies. The presenting clinical symptoms in these cases were anomalies of cranio-facial shape, hypotelorism, nasal and ocular malformations, as well as median clefts.

Some cases presented additional defects in extra craniofacial regions. Two infants who survived for several hours showed evidence of forebrain defects on CT-scans. Three of the cases suggest autosomal-recessive inheritance with 25% recurrence risk on the basis of proven or highly probable parental consanguinity. The remaining, presumably sporadic cases carry a low empirical recurrence risk. Three of the six cases received direct or indirect hormone treatments during early pregnancy.

Zusammenfassung

Numerische und strukturelle Chromosomenaberrationen, genetische Faktoren und vermutlich auch teratogene Einflüsse können zu Störungen in der embryonalen Entwicklung des Prosenzephalon führen. Die resultierenden Fehlbildungen des Gehirns gehen zumeist mit charakteristischen Defekten im Schädelbereich einher und werden unter dem Begriff der Holoprosenzephalie zusammengefaßt.

Wir berichten die anamnestischen und klinischen Daten von sechs betroffenen Kindern ohne nachgewiesene Chromosomenanomalien. Bei der klinischen Untersuchung wurden als häufigste Befunde Veränderungen der Kopfform, ein verminderter Zwischenaugenabstand, Fehlbildungen der Nase und Augen sowie mediane Spaltbildungen festgestellt. Auch Defekte außerhalb des Schädel-Hirn-Bereiches waren in einem Teil der Fälle vorhanden. Bei den beiden Kindern, die die ersten Stunden überlebten, ließen sich Hirnfehlbildungen aus dem Spektrum der Holoprosenzephalie computertomographisch sichern. In drei der aufgeführten Fälle muß aufgrund einer vermuteten bzw. gesicherten Blutsverwandtschaft der Eltern ein autosomalrezessiver Erbgang mit einem Wiederholungsrisiko von 25% angenommen werden. Die übrigen drei Fälle wurden als sporadische Ereignisse eingestuft. Genaue Untersuchungen über das Wiederholungsrisiko in diesen Familien liegen bislang nicht vor, doch deuten die bisherigen Mitteilungen auf eine sehr geringe Wiederholungswahrscheinlichkeit - nicht höher als bei multifaktorieller Vererbung - hin.

In drei der sechs Fälle war eine direkte oder indirekte Hormonbehandlung während der Frühschwangerschaft vorausgegangen.

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