Klin Padiatr 1988; 200(5): 404-409
DOI: 10.1055/s-2008-1033742
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mobiles Langzeit-EEG in der Pädiatrie

Möglichkeiten und GrenzenPediatric Applications of Mobile Long-Term EECPotential and LimitationsM.  Millner1 , P.  Scheer1 , E.  Körner2 , H.  Lechner2
  • 1Univ.-Kinderklinik
  • 2Psychiatrisch-Neurologische Univ.-Klinik
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

36 children aged 7 ±4 years with suspected seizure disorders had insufficient routine EEGs. After 54 long term EEG registrations the diagnosis and therapy had to be changed in 12 children, in 7 of them the frequency of epileptiform attacks therefore decreased.

In 3 children with marked attention deficit in history during daytime and nighttime bedwetting the long term EEG showed mainly very short 3/sec spike and wave discharges (duration 0.5-2 sec). It is discussed that these bursts are EEG equivalents of attention deficit and bedwetting respectively, which disappeared by anticonvulsive treatment. Because the application of this method is very tedious we recommend the use of long term EEG recordings in children only under the following circumstances:
1. suspected attacks of seizures or episodic disturbances of behaviour and/or attention and/or enuresis at least twice a week;
2. lack of three conclusive routine EEG recordings despite of provocation procedures with full cooperation of the patient;
3. follow-up when initially abnormal.

Our results are in favour of the more frequent use of a long term EEG in children having the above mentioned episodic disturbances.

Zusammenfassung

Das mobile Langzeit-EEG wird in den letzten Jahren zunehmend für die Anfallsdiagnostik in der Pädiatrie herangezogen. 54 Langzeit-EEG-Ableitungen wurden bei insgesamt 36 Kindern (7 ± 4 Jahre) aufgezeichnet und in der vorliegenden Studie einer Analyse hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz unterzogen. Die Ableitungen waren 28mal unauffällig, 3mal war keine Auswertung (Artefakte) möglich. 23mal konnte das Vorliegen einer epileptogenen Aktivität nachgewiesen werden. Bei 12 Kindern war eine Revision der Diagnose und Änderung der Therapie nötig, dies führte bei 7 Kindern zu einer Abnahme bzw. einem Sistieren der Anfallstätigkeit.

Bei 3 Kindern mit dem Leitsymptom einer Konzentrationsstörung tagsüber sowie einer Enuresis nocturna secundaria fanden sich bilateral synchrone 3/Sekunde spike and wave Entladungen kurzer Dauer (0,5 bis 2 Sekunden). Diese Entladungen können daher als das elektroenzephalographisch dokumentierbare Äquivalent von Konzentrationsstörungen angesehen werden bzw. sind - was die nächtlichen Paroxysmen betrifft - in ursächlichen Zusammenhang mit der Enuresis zu bringen, zumal diese bei 2 der 3 Kinder unter antikonvulsiver Einstellung sistierte.

Um den Einsatz dieser apparativ und personell aufwendigen Methode zu limitieren, werden für die Pädiatrie folgende Richtlinien erstellt:

Voraussetzungen:
Anfallsverdacht mindestens 2mal pro Woche; drei trotz Provokationsmethoden in der Aussage unzureichende Routine-EEGs; kontinuierliche Observanz und Kooperation des Patienten während der Ableitung.

Indikationen:
1. anfallsverdächtige Situationen einschließlich episodischer Verhaltensstörungen, Konzentrationsstörungen und Enuresis nocturna secundaria
2. Anfallstypisierung
3. Frequenz- und Therapiekontrolle

Die vorliegende Analyse ermutigt zum Einsatz eines mobilen Langzeit-EEGs bei Kindern immer dann, wenn die genannten Voraussetzungen erfüllt und die Indikationen streng gestellt wurden.

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