Klin Padiatr 1988; 200(3): 279-282
DOI: 10.1055/s-2008-1033722
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der familientherapeutische Ansatz im pädiatrisch-onkologischen Behandlungsteam*

The familytherapeutic approach within the pediatric oncological treatment systemM.  Wirsching
  • Zentrum für Psychosomatische Medizin am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen
* Vortrag Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie, Frankfurt am Main, Mai 1987
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

1. A Family perspective is a valid contribution to the predominantly biological orientation in oncology.

2. The formation of a multidisciplinary treatment team appears realistic. This should be composed of the respective professional groups.

3. Family therapy in a stricter sense is indicated only in a limited number of cases, whereas a family centered viewpoint appears almost unavoidable.

4. Accompanying evaluations and research will be one of the most important features of the forthcoming work.

5. Looking back on the past decade far-reaching developments become obvious. Psychosocial aspects have become an essential part of the whole pediatric ontological treatment system.

Zusammenfassung

1. Die familientherapeutische Sicht kann eine wertvolle Ergänzung zur vorherrschenden biologischen, individualpsychologischen oder sozialen Sicht darstellen. Schwierigkeiten entstehen, wenn nicht nur social support vermittelt werden soll, sondern Konflikte erkannt und besprochen werden sollen. Wie auch immer die professionellen Helfer sich entscheiden werden, die Beziehungen zwischen dem krebskranken Kind, seinen Eltern und Geschwistern, seinen Ärzten und Krankenschwestern werden über die Entwicklung des jeweiligen besonderen Einzelfalles entscheiden.

2. Derzeit verwirklichbar erscheint die Bildung von Behandlungsteams, denen viele verschiedene Berufsgruppen angehören. Entscheidend ist hier die Kenntnis und das Akzeptieren der Möglichkeiten und der Grenzen der jeweils eigenen und der anderen Professionen. Vorurteilsfrei anzuerkennen, bei welchen Kranken und in welchen Phasen der Krankheit biologische, seelische, familiäre oder soziale Anteile Vorrang haben oder gleichgewichtig neben anderen stehen, ist eine Voraussetzung zur sinnvollen Zusammenarbeit.

3. Familientherapie im engeren Sinn wird auf absehbare Sicht nur bei einer kleinen Gruppe sog. aufgeschlossener Familien realisierbar und angezeigt sein. Die in der Familientherapie vorherrschenden beziehungsorientierten Seh- und Arbeitsweisen können hingegen in weitem Umfang vom pädiatrisch onkologischen Behandlungsteam übernommen werden. Sie fügen sich gut ein in zeitgerechte, ganzheitliche und ökologische Konzepte.

4. Der (Begleit-)Forschung wird in Zukunft entscheidende Bedeutung bei der Neudefinition des Behandlungsfeldes zukommen. Allerdings ist bereits zu erkennen, wie die Beschränkung auf die für Familien und Medizin einzig akzeptablen Aspekte entwicklungshemmend wirkt: Social support, Coping, Lebensqualität bringen nur einen Teilaspekt der Gesamtsituation ins Blickfeld. Fragen nach manifestationsfördernden und verlaufsbeeinträchtigenden Einflüssen bleiben ausgeklammert.

5. Beim Rückblick auf die vergangenen zwölf Jahre werden weitreichende Veränderungen deutlich. Diese sind in wesentlichen Teilen von den betroffenen Familien selbst angeregt und vollzogen worden. Eine Voraussetzung dafür waren aber ohne Zweifel die Fortschritte der medizinischen Behandlung. Psychosoziale Aspekte sind ein fester Bestandteil des pädiatrischonkologischen Behandlungskonzeptes geworden.

    >