manuelletherapie 2008; 12(5): 231-232
DOI: 10.1055/s-2008-1027977
Kongressbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

3. CMD-Workshop „Physio meets Dentist” vom 11.–12.7.2008 in Günzburg

E. Hillerich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Dezember 2008 (online)

Muss man wirklich ein Sommerwochenende für eine Fortbildung opfern?, dachten die Teilnehmer bei dem schönen sonnigen Wetter zu Beginn des CDM-Workshops in Günzburg. Aber sie hatten diese Rechnung ohne den Wirt gemacht –, sprich die Organisatoren OA Dr. Markus Dirheimer, Dr. Elmar Ludwig und die Physiotherapeuten Claus und Dörte Beyerlein, die alle aufkeimenden Gedanken an andere Wochenendfreuden vom Moment der Begrüßung bis zur Verabschiedung vertrieben.

Dazwischen lagen viele Stunden intensiver Zusammenarbeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Ziel des Workshops war es, Zahnärzten und Physiotherapeuten das Miteinander an gemeinsamen Patienten zu erleichtern und das vorhandene Wissen und Können zu vernetzen. Beide Berufsgruppen haben denselben Patienten mit denselben Problemen vor sich, aber jede mit eigenen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen. Fast alle Teilnehmer hatten bereits Erfahrungen mit der schwierigen Kommunikation gemacht.

Um diese Barriere zu abzubauen, wurden zunächst die aufgrund der Ausbildung und der Sicht auf den Patienten unterschiedlichen Herangehensweisen vorgestellt. Immer im Wechsel trugen Zahnärzte und Physiotherapeuten ihre Fachgebiete vor. Zunächst wurden die Ursachen und Erscheinungsbilder der craniomandibulären Dysfunktion (CMD) präsentiert, die recht vielfältig und nicht immer eindeutig zuzuordnen sind. Die Bandbreite reicht von einfachen Spannungsgefühlen am Morgen bis zu Dauerkopfschmerzen.

In der Zahnmedizin gibt es inzwischen sehr aufwendige Verfahren zur Erkennung, Analyse und Therapie von CMD-Patienten. Vor allem wurden für die Alltagspraxis taugliche Diagnose- und Therapieformen beschrieben, aus denen sich jeder die für sich und seine Patienten passenden Module zusammenstellen kann. Die Physiotherapeuten haben die Wechselwirkung des craniomandibulären Systems und der gesamten Wirbelsäule zu untersuchen und gezielt zu therapieren. Fazit: Mit Schiene allein kommen sie bei vielen Problemen nicht zum Ziel; vielmehr müssen auch andere Fachdisziplinen zur Mithilfe in die Planungen miteinbezogen werden.

Den Abschluss des 1. Tages bildete der hervorragende Vortrag von PD Dr. Peter Steffen, Leiter des Schmerzzentrums Ulm. Alle staunten über die vielen Kopfschmerzformen, die uns bis zum „Fühlen” nahegebracht wurden. Er demonstrierte sehr eindrücklich sowohl die Unterschiede als auch die daraus resultierenden Therapien.

Am 2. Tag folgt dann die praktische Anwendung. In kleinen Gruppen wurden die zahnärztliche und physiotherapeutische Diagnostik und Therapie schrittweise erläutert und wechselseitig geübt. Auf beiden Seiten kam es zu deutlichen Aha-Effekten und gegenseitigem Respekt. Die einzelnen Gruppen verbissen sich in ausgiebige Erklärungen und Diskussionen über die bereits gemachten Erfahrungen. Die interessanten Gespräche zwischen Physiotherapeuten und Zahnärzten zeigten die Notwendigkeit der Vernetzung und des Gebrauchs „derselben Sprache”. Genau das hat der Workshop mit Sicherheit bei den Teilnehmern in Gang gesetzt.

Abschließend wurden Patienten mit sehr komplizierten Problemen vorgestellt. Auch wenn diese so nicht jeden Tag in der Praxis vorkommen, waren sie sehr hilfreich, da sie deutlich machten, dass einerseits nur die interdisziplinäre Verständigung und Zusammenarbeit und andererseits außergewöhnlich viel Geduld von allen Beteiligten zum akzeptablen Ziel führt. Die Therapie von CMD kann die Situation oft nur verbessern, nicht vollständig heilen. Das war auch ein Fazit des Workshops: dem Patienten das Leben leichter zu machen –, ein Wohlfühl-Workshop auch im Sinne der Patienten.

Bereits für den 20./ 21. März 2009 ist ein weiterer CMD-Workshop in Günzburg geplant. Weitere Informationen bzw. Flyer sind unter folgenden E-Mail-Adressen erhältlich: elmar_ludwig@t-online.de oder info@physiotherapie-beyerlein.de.

Abb. 1 Praktische Übung von Physiotherapeuten und Zahnärzte gemeinsam.

Abb. 2 Diagnostik: Physiotherapeuten üben die zahnärztliche Untersuchung.

Dr. med. dent. Elisabeth Hillerich

eMail: hillerich-ulm@t-online.de

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