intensiv 2008; 16(2): 56-57
DOI: 10.1055/s-2008-1027342
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Hanno H. Endres  (hhe)1 , Holger Beuse (holbeu)1
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Publication Date:
02 April 2008 (online)

Pflegetreff in Neuss-Erfttal: Pflegenotstand und Pflegereform

Bei der pflegerischen Versorgung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gibt es vielfältige Probleme, die im Wesentlichen strukturell bedingt sind. Es gibt beträchtlichen Reformbedarf, der vor allem zu einer verbesserten Personalausstattung beitragen muss. So kann das Fazit des 5. Pflegetreffs am 29. Januar 2008 in Neuss-Erfttal lauten. Über 160 Gäste waren der Einladung des Pflege-Selbsthilfeverbands e. V. (Pflege-SHV) gefolgt.

Gertrud Stöcker (DBfK) informierte über unzureichende Ausstattung mit Pflegepersonal in Krankenhäusern und Heimen. Dabei verwies sie u. a. auf eine im Sommer 2007 vorgelegte Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip). Demnach ist die Patientenversorgung ernstlich gefährdet: Beispielsweise können die grundpflegerische Versorgung und regelmäßige Lagerung der Patienten nur noch von einem Drittel der Einrichtungen vollständig gewährleistet werden. Das Resümee der Studie (Prof. Weidner): „Die Rationierung der Pflege in deutschen Krankenhäusern ist in vollem Gange und die Folgen werden spürbar.”

In der ersten Diskussionsrunde wies Werner Schell, 2. Vorsitzender des Pflege-SHV, ergänzend darauf hin, dass in den letzten zehn Jahren in den Krankenhäusern ca. 50 000 Pflegestellen abgebaut worden seien. Die Situation in den Pflegeeinrichtungen sei nicht günstiger. Aufgrund der Rahmenbedingungen fehlten dort etwa 20 % Personal. Adelheid von Stösser, 1. Vorsitzende des Pflege-SHV, machte auf die „Webfehler” in der Pflegeversicherung aufmerksam, die zwangsläufig zu den unzulänglichen Pflegebedingungen beigetragen hätten. Dies müsse geändert werden.

Ein Referat von Willi Zylajew, MdB und pflegepolitischer Sprecher der Union im Bundestag, bildete den zweiten Teil der Veranstaltung. Zylajew spannte einen Bogen von der Entstehung der Pflegeversicherung zu den heutigen Strukturen.

Diesem Vortrag folgte eine sehr lebhafte Diskussion, bei der vielfältige kontroverse Pflegeaspekte angesprochen wurden. Sehr kritisch wurden die in einigen Ländern geplanten Pflegestützpunkte beleuchtet. Zylajew erklärte, dass er davon nichts halte. Frau von Stösser machte deutlich, dass der Pflege-SHV die Änderungen als „Reförmchen” klassifizieren müsse und die Stützpunkte ebenfalls ablehne. In der Diskussion wurde auch die Rolle der Pflegenden angesprochen: Sie müssten sich stärker für einen „Aufbruch Pflege” engagieren und ihre Bedürfnisse - auch pflegewissenschaftlich begründet - deutlich formulieren. (Weitere Infos: www.pflege-shv.de) (PM/holbeu)

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