Zusammenfassung
Zwei Aspekte der Wirkung von Relaxin im weiblichen Organismus sind besonders gut erforscht:
die inhibierende Wirkung auf die Kontraktilität des Myometrium und die diktierende
Wirkung auf die Zervix. Im Gegensatz zu Relaxin wirken Oxytozin und Prostaglandine
auf die Zervix fast ausschließlich indirekt über die Steigerung der uterinen Kontraktionen.
Dies unterwirft Mutter und Kind einem erhöhtem Risiko. Relaxin setzt dagegen direkt
an der Zervix an und bewirkt eine Dilatation, ohne die uterine Aktivität zu steigern.
Sollte dieses Wirkprinzip in die Klinik umsetzbar sein - die Ergebnisse der ersten
klinischen Studien machen dies sehr wahrscheinlich -, würde Relaxin zu einem wichtigen
Medikament werden. Daher ist die Durchführung weiterer klinischer Studien dringend
erforderlich. Durch den Einsatz der Gentechnologie ist die Produktion größerer Mengen
menschlichen Relaxins ermöglicht worden, so daß durch die Verwendung homologen Materials
die Ergebnisse gegenüber den früheren Studien verbessert werden können, und die Gefahr
der Induktion einer Antikörperbildung gegen heterologes Relaxin nicht gegeben ist.
Ein Paradoxon in der Wirkung Relaxins ist mit dem gegenwärtigen Verständnis der Endokrinologie
der Schwangerschaft nicht zu klären. Einerseits hemmt Relaxin uterine Kontraktionen,
ist also schwangerschaftserhaltend, andererseits fördert es die zervikale Dilatation
und unterstützt so die Geburt. Zur Zeit liegen noch keine Studien vor die untersucht
haben, ob diese Wirkungen des Relaxins gleichzeitig ausgelöst werden können oder ob
unterschiedlich hormonelle Milieus erforderlich sind.
Die Funktion des plazentaren Relaxins ist noch völlig unbekannt. Die in anderen Geweben
erwiesene proteolytische Wirkung Relaxins spielt möglicherweise eine Rolle bei der
Ablösung der Plazenta.
Von der Onkologie bisher unbeachtet blieb die Beobachtung, daß Relaxin mitogen für
Zellen des Brustdrüsenkörpers ist, und im Tierversuch das Wachstum von Brustdrüsentumoren
fördert. Die Bedeutung dieser Beobachtungen für die Entstehung und das Wachstum der
Mammakarzinome beim Menschen bedarf der weiteren Abkläru ng.
Ebenso wichtig ist die Aufklärung der Funktion des Relaxins für die männliche Fortpflanzungsphysiologie.
Relaxin scheint die Spermienmotilität zu steigern, doch bis jetzt hat man noch nicht
die richtige Methode entwickelt, dieses eindeutig darzustellen. Auch aus dieser Eigenschaft
des Relaxins ergäben sich weitreichende Konsequenzen für Diagnostik und Therapie in
der Reproduktionsmedizin. Der Nachweis des Mangels von Relaxin im Seminalplasma würde
nicht nur der Aufklärung der Ätiologie einer Form von Asthenozoospermie bedeuten,
sondern würde durch den Zusatz von Relaxin zum Seminalplasma bei Inseminationen die
erste kausale Therapie bei Verminderung der Spermienmotilität bedeuten.
Abstract
Relaxin, a Polypeptide structurally related to the insulin family of hormones, plays
an important role in reproductive physiology. In the female, it is mainly produced
by granulosa cells, though in some species, placenta and endometrium also produce
relaxin.
Measurements of increased relaxin activity prior to Ovulation and several in-vitro studies suggest that relaxin plays a role in the auto- or paracrine regulation of
follicular wall degradation.
However, one of relaxin's major physiological functions is the inhibition of uterine
contractility during pregnancy. Uterine quiescence is established in synergism with
progesterone. Oestrogen exposure of the uterus is a prerequisite for relaxin's effect,
since estradiol stimulates uterine relaxin receptors. Relaxin reduces myometrial contractility
through decreased intracellular Ca2+ content, reduced uterine prostacyclin production and reduced phosphorylation of the
myosin complex.
At term, relaxin facilitates remodeling of the cervix and symphysis, allowing greater
distensibility and flexibility, thereby reducing duration of labour. In clinical trials
heterologous relaxin applied locally to the cervix accelerates vaginal delivery by
a direct effect on the cervix, without increasing uterine activity. If this effect
can be confirmed in larger clinical studies, relaxin might become of major importance
for obstetricians.
In the male, seminal plasma contains high concentrations of relaxin, which is most
likely produced by the prostatic epithelium. Several in-vitro studies indicate a stimulatory
effect of relaxin on human sperm motility. This, however, needs further investigation.