Zusammenfassung
Zur Zeit steht der sichere Nachweis der Effizienz einer Immuntherapie, welche sich
Tumor-assoziierten Antigenen oder Tumorzellen beim Ovarialkarzinom bedient, noch aus.
Ein anderer und effektiver Weg zur Überwindung einer experimentell erzeugten Toleranz
ist die Präsentation des entscheidenden Antigens in einer andersartigen Umgebung durch
Induktion des Idiotypen- Netzwerksystems. Hierbei werden Antikörper zur Immunisierung
eingesetzt, um auf diese Weise wiederum Antikörper zu erzeugen, die dann jedoch gegen
die antigenbindende Gruppe, den sogenannten Idiotypen des eingesetzten Antikörpers,
gerichtet sind. Der neu entstandene Antikörper trägt dann einen Abdruck des ursprünglichen
Antigenes in sich und kann so die Immunantwort des Empfängers gegen den Tumor verändern.
Zur Induktion dieses Systems haben wir den monoklonalen Antikörper OC125 als F(ab)2 -Fragment eingesetzt, welcher gegen einen Marker für epitheliale Ovarialkarzinome
(CA 125- Antigen) gerichtet ist. Bei 12 Patientinnen mit Ovarialkarzinom im fortgeschrittenen
Stadium wurde seit 1985 eine Immunisierung im Rahmen einer Radioimmunszintigraphie
mit F(ab)2 -Fragmenten des OC125 durchgeführt. Bis April 1990 haben lediglich die 5 Patientinnen
dieser Gruppe überlebt, die durch die Immunisierung Anti-Idiotypen-Antikörper gegen
den OC125 gebildet haben. Unsere ersten Ergebnisse mit der Induktion des Idiotypen-Netzwerkes
von Patientinnen mit fortgeschrittenen Stadien eines epithelialen Ovarialkarzinomes
zeigen, daß bei gleichartiger chirurgischer und chemotherapeutischer Therapie durch
die zusätzliche Anwendung der Idiotypen-Vakzination, wenn auch zunächst nur für ein
kleines Kollektiv, klinisch deutlich verbesserte Krankheitsverläufe resultieren. Der
Transfer von Tumor-assoziiertem Antigen in ein Idiotypen-Antikörper-Antigen scheint
die Abwehrfähigkeit der Patientin und damit den klinischen Verlauf einer bösartigen
Erkrankung zu beeinflussen. Aufgrund der veränderten Überlebenzeiten dieser zunächst
noch kleinen Gruppe, sollte jedoch diese nebenwirkungsarme Therapie zusätzlich zu
den üblichen Verfahren angewendet und als prospektive Studie evaluiert werden.
Abstract
Up to date, the positive effect of immunotherapy, using tumour-associated antigens
or tumour cells of ovarian carcinomas, is still vague. Another and effective approach
to overcome an experimentally induced tolerance, is the presentation of an definitive
antigen in a different surrounding by the induction of the idiotypic network. Antibodies
against a tumour-associated antigen are used to induce following antibodies, which
are directed against the variable antigen-binding group, the so-called idiotype of
the antibody-vaccine. Then, the induced antibodies carry a mirror image of the tumour-associated
antigen and are therefore able to modulate the host's immune response against the
tumour. For the induction of this system, we used the monoclonal antibody OC125 as
a F(ab)2 -fragment, which is directed against the tumour-associated antigen CA125 of epithelial
ovarian carcinomas. 12 patients with advanced ovarian carcinomas received antibody
fragments of the OC125 in the course of radioimmunodetections since 1985. Until April
1990 only these 5 patients, who developed the antiidiotypic antibodies after the vaccination,
are still alive. Our first results with the induction of the idiotypic network system
for patients with advanced ovarian carcinomas indicate, that in spite of the same
surgical and chemotherapeutical treatment, patients show a delayed clinical course
after the induction of the idiotypic system. The transfer of the definitive tumour-associated
antigen in an idiotypic antigen, seems to modulate the immunoresponse of the patients
and in this way also the clinical course of a malignancy. Based on the improved survival
rates of the small group, the induction of the idiotypic network should be performed
for patients with ovarian carcinomas accompanied by the usual therapeutical procedure
and should be evaluated in a significant number of cases by a prospective study.