Die Entwicklung der Inzidenz und Prognose des Mammakarzinoms bei jungen Frauen vor dem Hintergrund von Veränderungen des Risikofaktorenprofils

Zusammenfassung

Anhand von Daten des Saarländischen Krebsregisters wurde die Entwicklung der Inzidenz des Mammakarzinoms der 25 - 44jährigen Frauen von 1968 bis 1987 im Detail untersucht. Gegenüber dem Zeitraum 1968-1972 war für die Zeiträume 1978 - 82 und 1983 - 87 ein hochsignifikanter Anstieg der altersstandardisierten Inzidenzraten um über 30% zu verzeichnen. Die ausgeprägteste Inzidenzzunahme wurde für die Altersgruppe der 25 - 29jährigen beobachtet (relative Inzidenzrate 1978 - 87 gegenüber 1968 - 77: 2,03, 95%-Konfidenzintervall: 1,11 - 3,71). Als mögliche Ursachen dieser deutlichen und besorgniserregenden Inzidenzzunahme sind Veränderungen in der Prävalenz bekannter und vermuteter Risikofaktoren des Mammakarzinoms, insbesondere eine frühe Menarche, ein höheres Alter bei der Erstgeburt, niedrigere Fertilitätsraten und die frühe und langfristige Einnahme oraler Kontrazeptiva bei Jugendlichen zu diskutieren. Zu den Konsequenzen bezüglich gesundheitspolitischen und wissenschaftlichen Handlungsbedarfs gehören die Verbesserung und Ausweitung der Gesundheitsüberwachung einschließlich Förderung der epidemiologischen Ursachenforschung, die Weiterentwicklung und bedarfsgerechte Anpassung des Krebsfrüherkennungsprogramms sowie die Berücksichtigung der beobachteten Trends in der Versorgungsbedarfsplanung in der Bundesrepublik Deutschland.

Abstract

Trends in breast cancer incidence in women aged 25 - 44 years are assessed in detail based on data from the population-based cancer registry of Saarland-Germany. Compared to 1968 - 72, from 1978 - 82 and 1983 - 87, a highly significant increase in age-standardised incidence by more than 30% was observed. The increase in incidence was most pronounced among women of 25 - 29 years of age (relative incidence rate 1978 - 87, compared to 1968 - 77: 2.03, 95% confidenceinterval: 1.11 - 3.71). The role of changes in prevalence of known and suspected risk factors, mainly the age at the onset of menarche, the age at first birth, parity and early and long-term use of oral contraceptives in adolescence, which may partly explain the observed trends, are discussed. The results have important public health implications, such as the need for extended Cancer surveillance and epidemiologic research in the Federal Republic of Germany, and offer a quantitative basis for the development and implementation of future early detection programmes as well as the need for medical care facilities.