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DOI: 10.1055/s-2007-999060
Geschlechtsidentitätsstörungen und die Notwendigkeit der klinischen Perspektive
Ein Beitrag aus der psychiatrischen PraxisGender Identity Disorders in Psychiatric Practice - On the Need for a Clinical PerspectivePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. Januar 2008 (online)

Abstract
Referring to the recent debate on how to describe and classify "transsexual phenomena" according to psychopathological and diagnostic criteria and the necessary definition of standards of care, this investigation is intended as a clinically oriented contribution to the study of gender identity disorders. Beside a literature review to outline the different theoretical positions, several case reports are presented to illustrate and analyze the variety and complexity of conditions which are underlying or concomitant to the desire for a sex change. This study focusses on the need for more careful diagnostic considerations and scrupulous follow-up of patients presenting with the conviction of wrong sex assignment. Although it seems reasonable to, "detotalize" transsexualism, the authors plead for the adherence to a clinically oriented approach to this issue. They disagree with arguments to abandon a "nosomorphic view" or with notions that regard transsexualism as a "minority which has been pathologized". In order to match demands properly and to give adequate advice it appears necessary to improve general knowledge and specific therapeutic competence in the field of gender identity disorders.
Zusammenfassung
Bezugnehmend auf die gegenwärtige Debatte über die phänomenologische, psychopathologische und diagnostische Einordnung, die Differentialdiagnose und die Behandlungsweise von transsexuellen Wünschen sowie insbesondere deren Stellung innerhalb des Spektrums der Störungen der Geschlechtsidentität ist es Anliegen dieser Arbeit, neben einem kompakten Überblick über Hauptaspekte der aktuellen Diskussion anhand der Analyse einiger Fallvignetten einen ergänzenden Beitrag aus der klinisch-psychiatrischen Perspektive abzugeben. Hierbei werden vor allem Plädoyers für ein Verlassen des ,,nosomorphen Blicks" sowie für eine Sichtweise der Transsexuellen als ,,pathologisierte Minderheit" kritisch hinterfragt und wichtige Aspekte für die psychiatrischsexualmedizinische Praxis herausgearbeitet. Die Autoren weisen auf die Heterogenität und Komplexität der Problemlagen hin, die Wünschen nach Geschlechtswechsel zugrunde liegen, sowie auf die sich daraus ergebende Konsequenz einer sorgfältigen differentialdiagnostischen Abklärung und Verlaüfsbeobachtung. Sie resümieren, daß die durchaus sinnvolle ,,Enttotalisierung" der Transsexualität nicht durch ein Aufgeben der klinischen Perspektive erreicht werden kann. Im Hinblick auf eine Verbesserung der Beratungs- und Behandlungssituation ist eine breiter gefächerte therapeutische Kompetenz und fundierte Kenntnis auf dem Gebiet der Geschlechtsidentitätsstörungen erforderlich.