Laryngorhinootologie 1989; 68(7): 379-382
DOI: 10.1055/s-2007-998358
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zusammenhang zwischen der Latenzverschiebung der Hirnstammpotentiale bei basokochleärer Schwerhörigkeit und dem Zeitverlauf der durch den Klick-Reiz ausgelösten Erregungswelle in der Kochlea*

Connection between Latency Shift of the Brain Stern Potential in Basocochlear Deafness and the Time Course of the Excitation Wave in the Cochlea Triggered by Click StimulationTh. Janssen, H.-J. Steinhoff, F. Böhnke
  • Univ.-HNO-Klinik und Poliklinik rechts der Isar (TU), München (Direktor: Prof. Dr. W. Schwab)
* Latenzverschiebung (Jewett-V-Welle) und Laufzeit der Erregungswelle bei basokochleärer Hörstörung. Vorgetragen auf der 72. Versammlung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte am 23. September 1988 in Tübingen.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Über das Latenzverhalten des mit Klick-Reizen evozierten Hirnstammpotentials kann - wenn auch nur indirekt - eine frequenzspezifische Aussage über einen innenohrbedingten Hochtonverlust getroffen werden. Es wird der Zusammenhang zwischen der bei der basokochleären Hörstörung auftretenden Latenzverschiebung der Jewett-V-Welle und dem Zeitverlauf der durch den Klick-Reiz ausgelösten Erregungswelle in der Kochlea aufgezeigt. Die mit einem Modell berechnete und die aus den Latenzen der Schmalbandreaktionen („derived response”) ermittelte Laufzeit der Erregungswelle in der Kochlea bei Klick-Reizung wird der bei der basokochleären Hörstörung mit einsetzender Hörminderung bei 2 kHz, 1 kHz und 500 Hz auftretenden Latenzverschiebung gegenübergestellt. Die Laufzeit der Erregungswelle bis zum Erreichen der Kochleabereiche mit den Bestfrequenzen 2 kHz, 1 kHz und 500 Hz stimmen in der Tendenz mit der bei der basokochleären Hörstörung mit der entsprechenden Grenzfrequenz des Hochtonabfalles auftretenden Latenzverschiebung überein. Pathophysiologisch gesehen, sind bei einer basokochleären Hörstörung die Sinneszellen vom ovalen Fenster an aufwärts nicht mehr funktionsfähig, so dass je nach Umfang des inaktiven Kochleabereichs eine der Laufzeit der Erregungswelle entsprechende Zeit vergeht, bis Membranorte mit aktiven Haarzellen erreicht und Aktionspotentiale ausgelöst werden, die in der Summe zu einem Potential mit verzögerter Latenz führen.

Summary

Frequency-specific information on high tone loss in the inner ear can, and if so only indirectly, be obtained from changes in latency of the click-evoked brain stem potential (ABR). The relationship between latency increases of the Jewett-wave-V in basocochlear hearing loss and the time course of the travelling wave on the basilar membrane will be presented. The latency increases of basocochlear hearing loss at 2 kHz, 1 kHz and 500 Hz correspond to both the computer-simulated time course of the travelling wave and to those of the derived responses. From a pathophysiological standpoint, receptor cells in basocochlear hearing loss are not functional, beginning at the oval window, so that, dependent on the degree of inactivity, a delay corresponding to that of the time course of the travelling wave passes until active hair cells are reached and action potentials released that produce, when summed up a potential of delayed latency.