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DOI: 10.1055/s-2007-997809
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Klinische Aspekte zur Tinnitusbewältigung
Clinical Aspects of the Psychological Management of TinnitusPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung
Die klinisch orientierte Tinnitussprechstunde basiert auf der Grundlage einer speziell auf das Ohrgeräusch bezogenen audiologischen Diagnostik und einem integrierten psychologischen Behandlungskonzept. Letzteres beinhaltet ein ausführliches psychologisches Beratungsgespräch und ein sog. „Tinnitusbewältigungstraining”, bei dem die Entspannungstherapie des Autogenen Trainings in Einzeltherapiesitzungen oder im Rahmen einer Gruppenbehandlung durchgeführt wird. Im Jahr 1994 nahmen 42 Patienten mit einem chronischen Tinnitus an der psychologischen Behandlung teil. Die Ergebnisse zeigen bei Einzel- und Gruppenbehandlung eine momentane Änderung der Befindlichkeit, sowie eine Abnahme der Lautheit und Belästigung durch Tinnitus nach jeder Therapiesitzung. Ein bleibender Therapieerfolg über den Verlauf aller Sitzungen konnte bei der überwiegenden Zahl unserer Patienten nur für Einzeltherapien festgestellt werden. Bei der Gruppentherapie zeigte sich von Sitzung zu Sitzung eine Zunahme der Einschätzung der Ausgangs-Lautheit und -Belästigung. Aus diesem Grunde dürfte die Einzeltherapie bei vielen Betroffenen der Gruppentherapie überlegen sein. Im Rahmen der psychologischen Intervention empfiehlt es sich, einen Lernprozeß in Gang zu setzen, mit dem Ziel, das Tinnitusproblem zu bewältigen. Der Schwerpunkt sollte hier auf eine individuelle, zeitlich begrenzte Unterstützung zur Vernachlässigung der Tinnituswahrnehmung gelegt werden.
Summary
Forty-two patients suffering from chronic tinnitus participated in our psychologically oriented treatment last year. The following study presents the results of the psychological management of chronic tinnitus combining counselling with relaxation training. Furthermore individual therapy is compared with group therapy. The therapeutical efficiency can be tested using visual analogue scales. The individual estimated loudness and annoyance of tinnitus are registered. A quantitative assessment of complaints is made via questionaires (adapted to Beck Depression Inventory). In most cases a reduction of tinnitus loudness and annoyance after individual and group therapy is seen directly. But a constant therapeutical effect is only found in individual therapy. In group therapy, many of our patients reported an increase of the pretherapeutical estimation of tinnitus loudness and annoyance. We believe that permanent confrontation with the tinnitus problem may advance the psychological conflict in many cases. Therefore, psychological management of tinnitus should be concentrated on temporary limited support aimed at overcoming the tinnitus sensation.
Schlüsselwörter
Chronischer Tinnitus - Autogenes Training - Einzeltherapie - Gruppentherapie
Key words
Chronic tinnitus - Relaxation training - Group therapy - Individual therapy