Laryngorhinootologie 1992; 71(12): 649-652
DOI: 10.1055/s-2007-997373
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die chronisch rezidivierende Parotitis (c.r.P.) des Kindesalters*

Juvenile Recurrent ParotitisG. Grevers
  • Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Klinikum Großhadern (Direktor: Prof. Dr. med. E. Kastenbauer)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 42. Tagung der Münchener Oto-Rhino-Laryngologischen Gesellschaft, 7. und 8. Dezember 1991
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei der chronisch rezidivierenden Parotitis (c.r.P.) wird eine kindliche Verlaufsform von der des Erwachsenenalters differenziert. Beide Krankheitsbilder unterscheiden sich zum Teil erheblich in Verlauf, Therapie und Prognose. Bei der kindlichen Erkrankung können die Altersklassen zwischen 2 und 15 Jahren betroffen sein; Jungen sind 1,5 × häufiger erkrankt als Mädchen. Die Pathogenese der c.r.P. wird kontrovers diskutiert. Neben angeborenen Gangmißbildungen sollen entzündlich bedingte Stenosen und Ektasien des Gangsystems sowie funktionelle Faktoren wie z.B. Sekretionsstörungen zugrundeliegen; aber auch eine allergische bzw. virale Genese werden diskutiert, ebenso eine Unreife des Immunsystems oder familiäre Disposition. Bei den diagnostischen Maßnahmen geben bereits typische Anamnesedaten und der Palpationsbefünd mit einer Schwellung einer oder beider Ohrspeicheldrüsen erste Hinweise. Im Sialogramm zeigt sich charakteristischerweise das Bild von Gangektasien und -Stenosen („belaubter Baum”). Die therapeutischen Möglichkeiten umfassen neben konservativen Maßnahmen, wie Antibiotikatherapie, in Extremfällen auch die Parotidektomie. Die Strahlentherapie kann wegen der bekannten Nebenwirkungen wie Gesichtsdysplasie und Tumorinduktion nicht mehr empfohlen werden. Die Prognose der kindlichen c.r.P. kann in den meisten Fällen als gut angesehen werden, da der weitaus größte Teil der Patienten nach dem 15.Lebensjahr keine Beschwerden mehr hat.

Summary

Juvenile recurrent parotitis (j.r.p.) is distinguished from the adult form by the course of the disease, therapeutic considerations and prognosis. Children suffering from j.r.p. are between 2 and 15 years of age; the male: female ratio is 1.5:1. In the present paper the author describes the different pathogenic theories of j.r.p. in accordance with the relevant literature. Besides malformation of the glandular duct like Stenosis and ectasis, functional factors like the character of salivary secretion are suspected as being responsible for the disease. Other authors assume that a viral genesis, allergic factors, a physiological immaturity of the immune response, or family history may be the causes. In the evaluation of children with j.r.p. the patients' history with recurrent swelling episodes of the parotid gland(s) followed by quiescent periods is indicative. Further procedures like ultrasonography, sialography and MRI are discussed according to their diagnostic value. Therapeutic possibilities include antibiotics in the acute stage of the disease as well as parotidectomy in severe cases. Radiotherapy cannot be recommended because of its side effects (facial dysplasia, tumour induction). In most cases, the disease ends at puberty.