Laryngorhinootologie 1994; 73(11): 573-576
DOI: 10.1055/s-2007-997198
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Morphologie des endonasalen Schwellgewebes unter besonderer Berücksichtigung muskulärer Polsterbildungen

Eine licht- und transmissionselektronen-mikroskopische UntersuchungMorphology of Endonasal “Cavernous” Tissue with Special Reference to Muscular Pads or “Cushions”G. Grevers, W. N. Kamargakis
  • Hals-Nasen-Ohren-Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. E. Kastenbauer)
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Trotz divergierender Meinungen über Details des strukturellen Aufbaus der Muskulatur im Bereich der „Polsterbildungen” des endonasalen Schwellgewebes sind sich die meisten Autoren dahingehend einig, dass der Schwellungszustand der Nasenschleimhaut weitgehend über diese morphologischen Entitäten gesteuert wird. In der vorliegenden Untersuchung wurde das Schwellgewebe der Nasenschleimhaut histologisch und transmissionselektronen-mikroskopisch schwerpunktmäßig auf den muskulären Wandbau dieser Polsterbildungen hin untersucht. Mit Hilfe von Serienschnitten ließ sich histologisch bereits nachweisen, dass die polsterartigen Wandverdickungen praktisch ausschließlich am Übergang kommunizierender Gefäße auftreten. Im Unterschied zur übrigen Gefaßwand des endonasalen Schwellgewebes zeigte sich bei den Polsterbildungen ein sehr heterogenes Muster des muskulären Wandaufbaues; diese Beobachtung ließ sich bei der transmissionselektronen-mikroskopischen Untersuchung des Gewebes verifizieren, bei der sich eine sehr variable und komplexe Orientierung der glatten Muskelzellen in der Gefäßwand zeigte. Die ultrastrukturelle Untersuchung der zellulären Bestandteile zeigte hingegen keine Unterschiede zu den Zellorganellen in anderen glatten Muskelzellen des Schwellgewebes. Lokalisation und Struktur der muskulären Polsterbildungen legen ihre funktionelle Bedeutung im Sinne von Sperrvorrichtungen, die an der Schwellung der Nasenschleimhaut mit beteiligt sind, nahe, ein Tatbestand, der durch das klinische Korrelat der geschwollenen Nasenmuschel bei einer Vielzahl von rhinologischen Krankheitsbildern belegt ist. Dies legt die Frage nahe, ob es nicht möglich ist, durch gezielte therapeutische Maßnahmen an diesen Strukturen selbst anzugreifen und auf diese Weise bestimmte pathologische Prozesse zu unterbrechen. Hierzu müßte im Rahmen weiterer Untersuchungen geklärt werden, wie die neurovegetative Regulation dieses Gewebes aufgebaut ist.

Summary

Nasal “cavernous” tissue is widely accepted as a key structure for the tumefactive mechanism inside the nose; still there is no common understanding of the structural composition of this special tissue. In the present paper the authors demonstrate the results of their histological and transmission electronmicroscopic findings in human nasal “cavernous” tissue, especially referring to the structural and ultra-structural pattern of the so-called muscular pads or “cushion”. Serial sections revealed that these structures occur at the transition of communicating vessels; their muscular coat shows a different and irregular pattern, compared to the vascular wall structure of other parts of nasal “cavernous” tissue. Ultrastructural examination confirmed the impression of a variable and complex orientation of smooth muscle cells within the muscular “cushions”. The cytoplasmic components, however, were the same as in other smooth muscle cells of nasal “cavernous” tissue. Localisation and structure of muscular “cushions” imply their functional significance for tumescence of the nasal mucosa in a variety of rhinological disorders. Therefore, the authors suggest to include these special features in therapeutic considerations on the treatment of congested nose. Evaluation of the neurovegetative regulation of this tissue could be a step in the right direction.