Zusammenfassung
Hintergrund: Postoperative Blutungskomplikationen nach Tonsillektomien und Adenotomien sind relativ
häufig, der Zeitpunkt ihres Auftretens ist nicht vorhersagbar. Grundsätzlich besteht
insbesondere nach Tonsillektomien das Risiko einer vitalen Bedrohung. Methode: Anhand der Kasuistiken von 7 nach Tonsillektomie und/oder Adenotomie verstorbener
Patienten (alle Patienten männlich, Alter zwischen 3 und 21 Jahre) erfolgt die kritische
retrospektive Bewertung ihrer Ursachen. Ergebnisse: In 3 Fällen ist die Todesursache eine akute Nachblutung, bei 2 Patienten gefolgt
von einem hypoxischen Hirnschaden. Bei einem bereits entlassenen Kind führt die Nachblutung
am 9. postoperativen Tag zum Verbluten, bevor ein Krankenhaus erreicht wird. In 2
Fällen wird eine infektabhängige Organkomplikation beobachtet. In einem Fall bestand
ein schweres Vitium cordis. In einem Fall ist eine retrospektive Aufklärung der Todesursache
nicht möglich. Schlußfolgerungen: Die forensische Bewertung der vorliegenden Kasuistiken unterstreicht die Forderung
nach einer engmaschigen unmittelbar postoperativen Überwachung durch den Anästhesisten
und HNO-Arzt und bei Tonsillektomien nach einer längerfristigen stationären Beobachtung.
Die Gefahr letal verlaufender Nachblutungen auch 8 Tage postoperativ läßt trotz ökonomischer
Einwände eine mehr als einwöchige Krankenhausbehandlung sinnvoll erscheinen.
Summary
Background: Postoperative hemorrhage after tonsillectomy and adenotomy is rather frequent. The
time of its appearance is unpredictable. On principle these patients are at vital
risk. Methods: The purpose of this study was to retrospectively analyze the cases of 7 patients
who died after surgery and to develop strategies for avoidance using complete forensic
reports. Results: In three cases the cause of death was hemorrhage. One child had massive bleeding
on the 9 th postoperative day after demission. Two patients had an infectious complication
of the lung and the heart respectively. One patient suffering from a severe cardiac
defect suffered heart failure after surgery. In one case the cause of death remains
unclear. Conclusion: In order to avoid lethal complications after tonsillectomy and adenotomy, patients
require thorough postoperative surveillance by the anaesthetist and the ENT surgeon.
The risk of severe bleeding 9 days post-operatively emphasizes the need for long-term
hospitalization of these patients.
Schlüsselwörter
Tonsillektomie - Adenotomie - Komplikationen - Todesfälle
Key words
Tonsillectomy - Adenotomy - Complications - Fatalities