Zusammenfassung
Die Phase der Euphorie in den siebziger und achtziger Jahren, daß der Computer durch
entsprechend programmierte Expertensysteme den Mensch ersetzen kann, gehört inzwischen
der Vergangenheit an. Stattdessen setzt sich immer mehr die Sichtweise durch, den
Rechner als Hilfsmittel anzusehen, der den Menschen bei seiner Arbeit unterstützt,
ihn von lästigen oder monotonen Aufgaben befreien, komplizierte Berechnungen für ihn
durchführen und ihn beraten kann. Im Unterschied zum Menschen vergißt er nicht und
steht rund um die Uhr zur Verfügung. Computerprogramme, die menschliches Denken und
Schlußfolgern nachbilden, werden als Expertenoder wissensbasierte Systeme bezeichnet.
Sie setzt man vor allem dann als Werkzeuge ein, wenn eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten
von Daten eine gegebene Aufgabe entsprechend komplex werden läßt. Es werden Systeme
vorgestellt, an denen wesentliche Ideen, unterschiedliche Problemlösungsmethoden und
-techniken und mögliche Einsatzfelder gezeigt werden. Dabei soll auch deudich werden,
warum der Computer in alle administrativen Bereiche der Medizin von der Arztpraxis
bis zum Großklinikum erfolgreich Einzug gehalten hat, trotz über 25 Jahren Forschung
auf dem Gebiet der Expertensysteme aber keine auch nur ansatzweise vergleichbare erfolgreiche
Entwicklung auf dem klinischen Sektor stattgefunden hat. Der Artikel beginnt mit einer
allgemeinen Übersicht, wie Expertensysteme aufgebaut sind, welche Problemlösungsmethoden
entwickelt worden sind, was überhaupt Expertenwissen ist und wie es in den Rechner
gelangt. Darüber hinaus werden zusätzliche Fragestellungen und Randbedingungen beleuchtet,
die scheinbar nebensächlich, aber für die Entwicklung eines praxisrelevanten (Experten-)Systems
unbedingt vonnöten sind, wozu sowohl technische, juristische als auch psychologische
Aspekte zählen.
Summary
The euphoric assumption that powerful computers fed with sophisticated software programmes
may serve as a substitute for human knowledge and decision making has been replaced
by a more realistic concept of how computers may help in collecting data and their
interpretation on the basis of human knowledge and experience. The computer is now
used as a dedicated tool to support man in overtaking cumbersome and monotonous processes
and tedious calculations. Running 24 hours a day, a specific feature of the computer
is that depending on unequivocal software programmes it does neither forget or alter
commands and information. Computer programmes imitating human thinking and information
processing are called expert or knowledge based systems. These are especially useful
when multiple possible combinations of data make a given task very complex. This review
presents several systems used in different medical disciplines to describe fundamental
ideas, different problem-solving methods, techniques and possible working fields including
anaesthesia. It is made clear why computers have found widespread use in all administrative
areas. In contrast, no system comparable in potency has been developed for use in
clinical medicine in spite of 25 years of research in expert systems. This review
starts with a definition of expert knowledge and the appropriate transformation of
this knowledge to the computer. In addition, a general survey about the structure
of expert systems and a state of the art in some current problem solving methods is
given. Additional aspects and restrictions including technical, psychological and
legal problems which seem to be unimportant from the outside but are essential for
the development of expert systems are presented.