Besserung des Temperatur- und Vibrationsempfindens bei chronischer Urämie nach Einzeldialyse

Abstract

Pathophysiology and pathoanatomy of uremic neuropathy are not yet well understood. A single hemodialysis positively increases nerve conduction velocities of uremic patients, thus demonstrating a functional Aα-fiber improvement by detoxification. This study tested whether non-invasive Vibrameter and Thermotest studies show a similarly positive effect for Aβ-, Aδ- and C-fibers and whether the psychophysical techniques might substitute for nerve conduction studies.

20 uremic patients depending on chronic intermittent hemodialysis were examined shortly before and after a hemodialysis. Using a scaled 128 Hz tuning fork, a Vibrameter^TM and a "Marstock"-Thermotest, vibratory and warm and cold thresholds were assessed at both internal malleoli according to the method of limits. In addition, thermal thresholds were, determined at the volar aspect of the non-shunted wrist.

In nine patients the Vibrameter showed elevated thresholds before and after dialysis as did six patients with the tuning fork. Warm or cold thresholds were abnormal in four patients before treatment and in eight patients after dialysis. This was due to some patients reporting elevated thresholds after dialysis although they had had normal thresholds before the treatment. Still, the overall sum of abnormal thermal or vibratory thresholds at the different tested body sites had decreased after treatment. Moreover, mean values of thermal and vibratory thresholds of the 20 patients improved with dialysis (p<0.05). Tuning fork results were too coarse and failed to show a dialysis effect.

Although the results of psychophysical vibratory and thermal threshold testing were biased by several uncooperative patients at the end of the dialysis, the study demonstrated improvement not only of large Aβ-, but also of small Aδ- and C-fiber function. This observation might suggest that detoxification during dialysis primarily affects axonal structures.

Zusammenfassung

Zahlreiche Aspekte zur Pathophysiologie und Pathoanatomie der nephrogenen Polyneuropathie sind noch unklar. Beschleunigungen der Nervenleitgeschwindigkeiten nach einer einzelnen Hämodialyse weisen auf Funktionsbesserungen von Aα-Fasern nach Detoxikation hin. Diese Studie prüfte, ob ein günstiger Effekt der Dialyse auch mit den nichtinvasiven psychophysischen Methoden Thermotestung und Vibratometrie gezeigt werden kann, d.h. ob sich auch die Funktion afferenter Aβ-, Aδ- und C-Fasern bessert und ob die beiden Methoden geeignet sind, die Effizienz der Dialyse zu überwachen. Bei 20 chronisch niereninsuffizienten, dialysepflichtigen Patienten wurden kurz vor und nach einer Dialyse Warm- und Kaltempfindungsschwellen an beiden Innenknöcheln und an einem volaren Handgelenk sowie Vibrationsschwellen an den Innenknöcheln ermittelt. Temperaturschwellen wurden mittels ,,Marstock"-Thermotest nach der method of limits gemessen. Vibrationsschwellen wurden mit einem elektromagnetischen Vibrameter^TM sowie einer skalierten 128-Hz-Stimmgabel untersucht.

Vor und nach Dialyse zeigte das Vibrameter bei neun Patienten, die Stimmgabel bei sechs Patienten erhöhte Schwellen. Nach Dialyse hatten mehr Patienten pathologische Temperaturschwellen (n = 8) als zuvor (n = 4). Unter den Patienten war es aber zu Verschiebungen gekommen, einige Patienten gaben erst nach der Dialyse zu hohe Werte an, bei anderen hatten sich die Schwellen unter Behandlung normalisiert. Die Gesamtzahl der an den verschiedenen Körperstellen bestimmten Temperatur- oder Vibrationsschwellen hatte dagegen abgenommen. Ebenso lagen die durchschnittlichen Schwellenwerte nach Behandlung niedriger als zuvor (p < 0,05). Die Stimmgabeluntersuchung war zu ungenau, um Unterschiede vor und nach Dialyse zu belegen. Insgesamt konnte eine Funktionsbesserung von Aβ-, Aδ- und C-Fasern gezeigt werden. Die bei einigen Patienten erst nach Dialyse verschlechterten Ergebnisse zeigen aber, daß die psychophysischen Verfahren Vibratometrie und Thermotestung sehr von der Konzentration und Mitarbeit der Patienten abhängen. Die Methoden können die Elektroneurographie nur ergänzen, nicht ersetzen. Die Funktionsbesserung nicht nur dickbemarkter Aβ-Fasern, sondern auch markarmer Aδ- und markloser C-Fasern läßt darauf schließen, daß die Detoxikation in der Dialyse vor allem am Axon und weniger an der Myelinscheide peripherer Nervenfasern wirksam ist.