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Pseudotumor cerebriNeuroradiologie Scan 2013; 03(04): 267-284
DOI: 10.1055/s-0033-1344501
Zusammenfassung
Der Pseudotumor cerebri ist ein schlecht verstandenes, heterogenes Krankheitsbild
basierend auf einem erhöhten intrakraniellen Druck. Bei der idiopathischen Form, die
bei übergewichtigen jungen Frauen gehäuft auftritt, sind die Ursachen unklar (idiopathische
intrakranielle Hypertension). Die Auswirkungen des erhöhten intrakraniellen Drucks
auf intrakranielle Strukturen sind allerdings bildgebend zu erfassen. Daneben gibt
es Formen der intrakraniellen Hypertension, bei denen eine Ursache postuliert werden
kann (sekundäre intrakranielle Hypertension). Ziel der Bildgebung ist in diesen Fällen
zusätzlich der Nachweis oder Ausschluss derartiger Ursachen. Eine besondere, aber
noch nicht abschließend geklärte Rolle kommt den intrakraniellen venösen Sinus zu,
die auch bei der idiopathischen Form verändert sind. Besondere diagnostische Aufmerksamkeit
muss daher den Befunden in der Venografie gewidmet werden.
Abstract
Knowledge of Pseudotumor cerebri syndrome is sparse. There are common features but
varying etiologies causing an increase in intracranial pressure. Idiopathic Intracranial
Hypertension - mostly affecting young obese women - is a syndrome of unknown origin
in which neuroimaging can depict consequences of increased pressure. On the other
hand, a wide array of pathologies can cause (or attribute to) an increase in intracranial
pressure (Secondary Intracranial Hypertension), some of which can be depicted by neuroimaging.
Special attention should be payed to abnormalities of the intracranial venous sinuses.
Although their role still remains to be elucidated one should be aware of common features
on venography.
Key words
Pseudotumor cerebri - idiopathic intracranial hypertension - secondary intracranial
hypertension - mri - mr-venography
Kernaussagen
Pseudotumor cerebri
Zu unterscheiden ist die idiopathische Form (idiopathische intrakranielle Hypertension,
IIH) des Pseudotumor cerebri (PTC), die bei übergewichtigen jungen Frauen gehäuft
auftritt, von der intrakraniellen Hypertension, bei der eine Ursache postuliert werden
kann (sekundäre intrakranielle Hypertension). Eine Hirndruckerhöhung ohne Stauungspapillen
wird „IIHWOP” (idiopathic intracranial hypertension without papilledema) genannt.
Symptomatik
Die typische Patientin mit PTC ist eine junge, übergewichtige Frau mit Symptomen wie
Kopfschmerzen und Seheinschränkung. Fast alle Patienten mit PTC haben uncharakteristische,
manchmal migräneartige Kopfschmerzen. Sehstörungen beginnen häufig schleichend und
werden daher erst spät bemerkt. Auch Tinnitus ist ein häufiges Symptom.
Diagnostik
Durch eine ausführliche Diagnostik können Krankheitsursachen gefunden werden, womit
die PTC als sekundär eingestuft werden kann.
Ophthalmologischer Befund. Neben einer Funduskopie (Stauungspapillen) und einer Visusprüfung muss auch eine
Perimetrie durchgeführt werden. Nicht immer ist der ophthalmologische Befund eindeutig.
Liquorpunktion. Ein lumbal gemessener Liquordruck in Seitenlage der Patienten von > 25 cmH2O ist pathologisch und gehört zu den Kriterien einer IIH, ein Druck von 20 - 25 cmH2O ist grenzwertig pathologisch.
Bildgebung. Bilaterale Stenosen des Sinus transversus sprechen mit hoher Sensitivität für einen
PTC und müssen MR-morphologisch von akuten Sinusthrombosen differenziert werden. Veränderungen
an venösen Sinus, der Hypophyse und Orbitastrukturen können subtil sein. Die Ventrikel
sind normal weit. Eine Kontrastmittelgabe kann gerade in der Initialdiagnostik zusätzliche
Information erbringen.
Therapie und Verlauf
Die Wahl der Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und soll insbesondere
die Erblindung verhindern. Evidenzbasierte Richtlinien gibt es nicht. Die Stent-Angioplastie
sinuvenöser Stenosen ist eine vielversprechende Methode, die derzeit aber weiter validiert
werden muss.
Der PTC hat zwar einen generell unvorhergesehenen Verlauf, führt jedoch meist nicht
zu Komplikationen. Eine Ausheilung ist möglich. Eine Verlaufsbeobachtung der intrakraniellen
Druckverhältnisse mit bildgebenden Methoden ist nicht etabliert.