Fortschr Neurol Psychiatr 1999; 67: S44-S52
DOI: 10.1055/s-2007-995300
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kognition und Psychopathologie der Schizophrenie

J.  Klosterkötter
  • Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Januar 2008 (online)

Zusammenfassung

Schon im ursprünglichen Begriffssinn von Schizophrenie war die Annahme gelegen, daß die typische, diagnostisch relevante Symptomatik dieser Erkrankung aus kognitiven Defiziten infolge einer neuronalen Netzwerkstörung entsteht. Der Beitrag zeigt zunächst, wie sich diese Annahme inzwischen nach dem derzeit dominierenden Vulnerabilitäts- Streß-Bewältigungskonzept präzisieren läßt. Danach entstehen Prodromalsymptome mit nachfolgendem Übergang in psychotische Episoden, wenn eine schon vorbestehende kognitive Störanfälligkeit durch Stressoren überfordert wird und es keine ausreichende Kompensationsmöglichkeit durch protektive Faktoren gibt. Im nächsten Schritt wird der zu vermutende Entstehungszusammenhang der diagnostisch relevanten psychotischen Symptome mit einer neuronalen Konnektivitätsstörung genauer dargestellt. Die aus der Diskonnektivität bestimmter Hirnregionen resultierenden kognitiven Defizite sollen nach den wichtigsten einschlägigen Modellvorstellungen auf der phänomenalen Ebene zu unerwarteten Wahrnehmungen und unerwarteten subvokalen Sprechakten sowie dem Erlebnis unintendierter Gedanken führen und dadurch die Betroffenen zu psychotischen Attributionen nötigen. Eigene, sowohl retrospektiv als auch prospektiv gewonnene Ergebnisse sprechen in der Tat dafür, daß solche selbst erlebten Wahrnehmungs-, Sprachund Denkstörungen den psychotischen Episoden regelhaft vorausgehen. Im letzten Schritt wird auf die neuen Anwendungsperspektiven der Früherkennung und präventiven Frühintervention bei drohenden Psychosen aufmerksam gemacht und dargestellt, daß die Beachtung der Kognition und ihrer Störungen zukünftig zu einem Durchbruch in der Schizophreniebehandlung führen könnte.

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